Jul
25

Mein erstes Sauerteigbrot - oder Hermann lässt grüßen


Nach meinem Brotkonserven-Experiment, was zwar lecker war, aber noch nicht perfekt, habe ich mich gaz dunkel an den Hauswirtschaftsunterricht erinnert. Da haben wir mal ganz nebenbei und nur kurz mal das Thema angeschnitten, wie ein Bäcker Brot backt. Als mir das so wieder einfiel, habe ich wieder einmal Tante Google mit der Suche nach Sauerteig bemnüht. Da stieß ich dann auf diverse Seiten, die das Prozedere beschrieben. Unweigerlich stolperte ich dabei auch über das berühmt-berüchtigte Hermann-Rezept ^^
Ja genau, dieses Teil was im Kühlschrank vegetiert, und dass das man in schöner Regelmäßigkeit *streicheln* und füttern muss, damit es sich *vermehrt* :D

Ich hatte als Teeni mal einen Hermann. Den hatte mir meine Tante geschenkt und ich habe daraus Kuchen gebacken, bis meine Mutter mir dann irgendwann so in den Ohren gelegen hat, wie lästig das Ding doch ist, soviel Kuchen kann kein Mensch essen, und die Hermann-Kinder wird man doch nicht mehr los, blabla :rolleyes: Das war, glaube ich, Anfang der 2000er.

Heute, über ein Jahrzehnt später, auf meinem Öko- und Selfmade-Tripp, fand ich es total interessant, dass man mit dem Hermann auch Brot backen kann und ihn einfach ein bisschen anders füttert, als man es kennt. Passt doch total in mein neues Lebenskonzept 8)

Tja, wie macht man sich also einen Hermenn? Ich kannte keinen mehr, der sowas noch hat, Hermann war ja aus der Mode gekommen, ist wie ein Haustier um das man sich kümmern muss (und, oh Schreck, was mache ich im Urlaub mit dem Teil :schock?). Aber auch dafür gibts nen super Trick, siehe weiter unten ;)

Aber alles halb so wild, ich fand Tatsache genug Anleitungen für einen Grundansatz, um sich den ganz alleine zu züchten. Hier ist eine Version, mit meinen eigenen Worten wiedergegeben:

Der Hermann ist ein Sauerteig. Daher darf er nicht mit Metall in Berührung kommen, da Metall eine barkterizide Wirkung hat, was in diesem Fall unerwünscht ist; es könnte die Kultur zerstören. Am Besten eignet sich eine Schüssel mit lose aufgelegtem Deckel, ein fest geschlossener Deckel kann durch die Gärgase hochgehen und der Teig verteilt sich überall nur nicht in der Schüssel (panik: was mir beim ersten Versuch tatsächlich leider passiert ist panik: ). Hermann muss regelmäßig gefüttert werden. Weil es einfacher ist, wird mit Tasseninhalten gearbeitet. Für welche Größe der Tasse zum Abmessen man sich entscheidet ist egal, aber dann sollte man immer bei der selben Größe bleiben. Also entweder eine kleine Teetasse, oder ein größerer Kaffeepott.

Grundsätzlich kann jedes Mehl genommen werden, für Brot-Hermann, man könnte ihn auch Siegfried nennen, nehme ich aber Weizenvollkorn- oder Roggenvollkornmehl.

Der Grundansatz:

Materialien:
eine ausreichend große, nichtmetallische Schüssel mit lose auflegbarem Deckel (Kunststoff, Keramik oder Glas)
Etwas zum Rühren (Kochlöffel aus Holz, Kunststoff, o. ä.; oder Schneebesen aus Kunststoff o. ä.)
1 Tasse zum Abmessen der Zutaten, die dann auch zur Fütterung immer wieder verwendet wird (auf das Verhältnis kommt es an)
1 Esslöffel

Zutaten:
1 Tasse einer beliebigen Mehlsorte, bei dieser dann aber bleiben (später fürs Füttern)
1 Tasse Wasser ODER Milch (wie es beliebt)
1 EL Zucker
optional ½ Pk. Trockenhefe, um die Gärung einmalig schneller in Gang zu bringen

Zubereitung:
die pulvrigen Zutaten in der Schüssel mischen und dann mit dem Wasser / der Milch von der Mitte aus zu zu einem gleichmäßigen Teig verrühren. Den Teig abgedeckt 2 Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen und zwischendurch immer mal wieder umrühren. Wenn mit Hefe angesetzt wird, dann riecht es auch anfangs intensiv danach, so bierartig, daher ist der Deckel nicht nur aus hygienischen Gründen wichtig, er dämpft auch die Geruchsentwicklung, wobei ich den Geruch als angenehm empfinde. Wenn ohne Hefe angesetzt wird, beginnt die Gärung genauso von alleine, durch allgegenwärtige Mikroorganismen in der Luft. Dann solange bei Zimmertemperatur stehen lassen, bis die Gärung sichtbar einsetzt, das heißt, bis sich Bläschen bilden. Der Teig wird dann immer flüssiger, das muss aber so sein.

Nachdem die Gärung nun sichtbar eingesetzt hat, was man auch riecht, zieht der Hermann in den Kühlschrank. Das verlangsamt den Prozess und man hat den bekannten 10 Tage-Zyklus.

Der erste Tag im Kühlschrank ist Tag 1. Danach geht so weiter:

Tag 1: Hermann in ein passendes Gefäß füllen und im Kühlschrank ruhen lassen.
Tag 2: streicheln (umrühren)
Tag 3: streicheln
Tag 4: streicheln
Tag 5: nun wird das erste mal gefüttert. Dazu bekommt der Hermann 1 Tasse Mehl, 1 Tasse Wasser ODER Milch und (für Brot-Hermann) 1 EL Zucker bzw. (für Kuchen-Hermann) 1 Tasse Zucker. Alles gut verrühren und wieder ab in den Kühlschrank.
Tag 6: streicheln
Tag 7: streicheln
Tag 8: streicheln
Tag 9: streicheln
Tag 10: Jetzt ist Hermann wieder hungrig. Er bekommt wieder seine Ration von 1 Tasse Mehl, 1 Tasse Wasser ODER Milch und (für Brot-Hermann) 1 EL Zucker bzw. (für Kuchen-Hermann) 1 Tasse Zucker. Alles gut verrühren.
Nun wird der Brot-Hermann gedreiteilt, der Kuchen-Hermann wird gevierteilt. 1 bzw. 2 Teile können verschenkt werden, finde ein schönes Zuhause für die Hermannkinder. Oder für ganz hungrige wird einfach mehr gebacken. 1 Teil wird sowieso verbacken. Und 1 Teil wird wieder zum Füttern und Vermehren in den Kühlschrank ruhend gestellt und der 10-Tages-Zyklus beginnt von vorn.

Wenn man mal keine Zeit / Lust hat, den Hermann gebührend zu pflegen (eben wenn man im Urlaub wegfährt ;)), kommt er in eine passende Frischhaltedose und wird gefrostet. Dabei nur auf dem Gefäß vermerken, an welchem Tag des Zykluses man ihn eingefroren hat, und bei Lust und Laune setzt man da dann wieder nach dem Auftauen ein. Oder man friert die Kinder ein und kann zwischendurch mal etwas backen, wenn der Hermann im Kühlschrank noch nicht soweit ist.

Beim backen kann man dann getrost auf zusätzliche Hefe verzichten, den Teig lässt man einfach ein länger stehen, damit er aufgehen kann, die Hefekultur pflanzt sich im Hermann fort.

Zu beachten ist, dass wenn der Hermann wirklich unangenehm zu stinken anfängt, nach Essig zum Beispiel, dann ist er verdorben und weg damit. Dann einfach wieder neu ansetzen, oder sich mit einem Hermann-Kind beschenken lassen.

Viel Spaß mit dem neuen Mitbewohner!

Quellen u.a.: essen-und-trinken.de; wikipedia; hermannteig.de

So, und nun nehme ich mein Joghurt-Quark-Brot-Rezept aus diesem Beitrag und ersetze die Hefe einfach durch eine Portion von meinem *Siegfried* getauften Hermann :D Gleich viel saftiger und vom Geschmack her einfach noch besser :) Der Teig muss nur länger stehen, bis er sichtbar aufgegangen ist, ganz einfach.

Vielleicht erlebt der gute alte Hermann auch bei einigen von Euch ein Revival? Viel Spaß beim Ausprobieren :)

Eure Morrigan geschrieben am 25.07.2016 von Morrigan

Schlagwörter

brot, hermann, sauerteig, selbermachen

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