Oct
31

Alte verschicken ins Ausland


Huhuu Ihr Lieben,

Erst mal: ein dickes Dankeschön an Euch @ sanders, masmiie, juergen und morrigan für Eure überdachten wie ebenso wahren Antworten. Ich habe allein durch das Lesen der Antworten schon wieder das Gefühl bekommen, mit meiner Meinung/ Ängsten nicht allein da zu stehen. Wir alle spüren diese Tendenz zur Alten- Wegwerfgesellschaft. Eure Meinung tut gut, gibt Mut, weiter so kontrovers zu schreiben- so machen wir "Jungen" zusammen den Anfang...
>>Danke Euch herzlichst dafür<<

Juergen hab ich grad gesonders gepostet,- er ist mit seinem LG in der aktuellen Lage und spiegelt genau wieder was auf uns " Jüngere" noch weiter "Hübsches" zukommt.

Zum neuen Thema:
In den Medien ( Tageschau ) hört man seit Montag von einem,- der Bundesregierung anscheinend wohlgesonnenem- neuen Trend:
Wer hier ( in Deutschland ) nicht ist, kann uns hier in Deutschland auch nichts mehr kosten. Also weg mit den Alten ins Ausland.

So, meine erste Intention war: Hat man die heutigen Alten zu Kriegszeiten nicht schon mal weggeschickt? Sollten sie nicht damals schon im Sinne der Kinderlandverschickung schon mal aus den Augen- aus dem Sinn??????
Wenn auch damals aus anderen Motivationen- im Grunde aber wurden sie weggeschickt. Die Kriegskinder von damals sind unser Job von heut.
Ich weiß, das klingt sehr provozierend. Aber hören wir mal weiter:
In Deutschland kostet ein Pflegeplatz um die 3.270 €- bei Pflegestufe 3 wohlgemerkt. Aus Erfahrung wird diese Stufe kaum bis superselten erteilt. Ergo liegt der Pflegesatz bei Stufe 2 um einige Hunderte darunter.
Von diesen o.g. 3270 € zahlt die Kasse grad mal 1700 plus/ minus. Den Rest hat das Sozialamt oder Angehörige zu begleichen.

So, dann werden sämtliche Reserven aufgebraucht und es geht ans Eingemachte der Angehörigen- bis selbst die am Armenstock hängen. Davon ab, dass viele Angehörige diese finanzielle Last garnicht stemmen können und das Sozialamt nicht locker lässt. Dann fällt einem auf einmal die billige polnische Pflegekraft ein, die vor Jahren den "Opa" mal so toll gepflegt und die sittsam und fleissige Hauswirtschafterin aus Tschechien, die für ein paar kümmerliche Euro die demente Mama komplett versorgt hat.
Und jetzt will das Sozialamt an unser teuer verdientes Geld, obwohl Opa,Oma, Mama, ich, mein Gatte/ Gattin schon alle fleissig seit Jahren in die Pflegekasse eingezahlt haben.

Dann googel ich- Mama Merkels und Onkel Bahrs liebevollen, toleranten Blick auf meinen Schultern spürend- und finde unter "Altenheime in Tschechien" zahlreiche vielversprechende und vor allem günstige Angebote (http://www.wohnen-im-alter.de/seniorenheime-servicewohnen-tschechische-republik.html..

Und dann denkt man sich: Bevor das Sozi mir noch weiter auf die Füßchen patscht, pack ich lieber die Oma/ den Opa oder sonst jemand Pflegebedürftigen in den Koffer und den Kofferraum meines verhuntzten Opel Astra BJ 1984, karr uns allesamt rüber nach Tschechien/ Polen, und neuesten Trends auch Bulgarien und entgebe meine wertvollen Angehörigen in die Obhut kaum deutsch sprechender osteuropäischer, vermeintlicher Pflegekräfte.

Dort kostest ein Pflegeplatz/ entsprechend der bei uns -wie oben schon gesagt- seltenst vergeben Pflegestufe 3 um die 1300 €. Aufopfernde 24-Stunden- Aufsicht und Fürsorge der osteuropäischen Kollegen inklusive. Ist ja nicht so, das die deutschen Kolleginnen und Kollegen diese tollen Eigenschaften in deutschen Pflegeheimen nicht hätten....

Klasse Ersparniss denk ich mir also, liefer den zu Pflegenden schnell ab, um ebenso schnell ins heimische und spürbar ( emotional) K A L T E Deutschland zurück zu fahren.

So, und nun meinen passierten :-) Brei dazu:
Ich bin und denke stets bewohnerorientiert. Tu ich wirklich. Mit Leib und Seele. Und Tausende meiner Kolleginnen/ Kollegen auch. Nun versetze mich grad in die Lage einer dementen Oma z. B.:
Da fährt mich jemand gegen meinen Willen in ein Land, das ich nicht kenne. Zu Leuten, dessen Sprache ich nicht verstehe. Sie pflegen mich mit Mitteln, dessen Standards anders sind wie hierzuhause. Sie geben mir Essen und Trinken, dass ich nicht kenne und vllt auch nicht mag. Und dann kommt auch noch meine mir vertraute Verwandtschaft nur noch einmal pro Halbjahr. Wenn überhaupt. A) weil sie kein Geld fürs Tanken haben ) weil sie froh sind mich loszusein.

Nicht falsch verstehen- ich zweifel keinesfalls die medizinischen wie pflegerischen Qualitäten der Ost- Kollegen an. Auch über die sozial,- palliative Komponente masse ich mir kein Urteil an. Dafür, dass andere " billiger" sind, kann hierzulande das arbeitende Volk am wenigsten was.

Was ich ganz entschieden und energisch anprangere ist: eine seit Jahren desolate Sozialpolitik, dessen Politiker wir selber !!! gewählt haben. Wir haben uns unserer eigenes Grab geschaufelt. Unsere Politiker holen Inder aus dem Ausland weil unsere IT nicht ausreichend mit qualifiziertem Personal besetzt ist- streicht aber zeitgleich Bildungsgelder. Da werden chronisch Alkoholkranke lieber erst darauf getrimmt, sich zu Tode zu trinken, damit man sie anschliessend mit teuren Steuergeldern gesund pflegen kann, anstatt präventiv zu agieren. Sie tolerieren die Abschiebung der Alten, die für dieses Land zeit ihres Lebens gearbeitet und malocht haben.

Mich macht das alles schon gar nicht mehr wütend. Nur noch traurig. Vllt auch auf mich selbst sauer. Weil ich eben eine derjenigen war, die diese Regierung zu verantworten hat, indem sie sie damals gewählt hat.
Wenn Politiker keinen Respekt mehr vor den heutigen Alten haben- wieviel Respekt haben sie später mir gegenüber?? Wieviel Respekt haben sie angesichts solcher Sachen vor sich sich selbst?

Ich persönlich schäme mich RESPEKTVOLL. Und soviel essen wie ich grad erbrechen mag, kann ich nicht.

Sagt mir, was Ihr dazu denkt! die frami geschrieben am 31.10.2012 von frami

Schlagwörter

altenverschickung, mdk, lobby, altenheim

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Kommentare von anderen Usern

Avatar ChaosOmi schrieb am 01.11.2012 folgenden Kommentar:
aus meiner sicht ist es so, dass es nicht daran liegt wen oder was du seinerzeit gewählt hast, das sind immer nur ausführende, die das sagen haben, die halten sich schön bedeckt, sonst könnte man ihnen ja doch mal endlich das fell über die Ohren ziehen und sie zum Teufel jagen. Ich habe 29 Jahre schwer gearbeitet, kinder alleine großgezogen, und als ich vorsichtig nach erwerbsunfähigkeitsrente fragte, sagte man mir unter anderem ich hätte mich mutwillig zerstört, ich habe geistig demente und alkoholkranke senioren gepflegt 14 Jahre zuletzt und vermisse den Job so hart er teils war, ich sehe keinen cent und bin noch nicht mal zuzahlungsbefreit. Geht alles in D, ich freu mich drauf wenn man mich nach Tschechien karrt.
- ich wollt nebenbei gesagt, nicht deswegen Jammern, sondernnuraufzeigen, wie sehr doch die Bilder zusammenpassen.