Jan
31

Ein Brötchen!?!?


Nach meiner heutigen Frühstückspause ist mein Bedarf danach gedeckt, täglich ein gute Tat zu vollbringen. Auslöser hierfür war ein Bettler, der vor der Tür der Bäckerei stand und die Kunden offensiv um Kleingeld für Nahrung bat.

Im Regelfall ignoriere ich solche Versuche und lasse den schwer beschäftigten Business Man heraushängen, um wortlos mit hektischem Blick in den Augen an Bettlern vorbeizuhechten.

Da mir dieses aber auch kein gutes Gefühl hinterlassen hat, dachte ich mir, daß ich dieses Verhalten ja auch mal ändern könnte und dem armen Mann etwas Gutes tun könnte. Also habe ich mir zusätzlich zu meinem Frühstück ein Brötchen zusätzlich besorgt, um es ihm zu schenken.

Beim Verlassen des Geschäftes war die Tür kaum richtig auf, zuckte schon sein Arm hervor, mit dem Pappbecher in der Hand, gefolgt von der typischen Frage nach Kleingeld.

Ich erwiderte, daß ich zwar kein Kleingeld hätte, ihm aber dafür ein Brötchen besorgt hätte. Okay, als Sozialromantiker hätte ich nun ein gemurmeltes Dankeschön erwartet und daß er Brötchen zumindest in seine Jackentasche packt und wir beide zufrieden unserer Wege ziehen.

Doch weit gefehlt! Was folgte, war ein beinahe Satz nach hinten und ein Blick, der aus einer Mischung von Entsetzen und Abscheu bestand; als ob ich ihm Geld für irgendwelchen obszönen Dienstleistungen angeboten hätte.

Und schon bekam ich zu hören:”Ein Brötchen? Das will ich nicht!”. Wenn der gute Mann nun eine Zahnreihe aufgewiesen hätte, wie Peters Großmutter in “Heidi”, hätte ich das ja noch verstanden, aber nach meiner laienhaften Ansicht schienen seine Zähne noch ganz in Ordnung zu sein.

Wo liegt der Fehler in meiner Denkstruktur? Sollte jemand, der vorgeblich Hunger hat und dafür sicherlich eine Hemmschwelle überwinden muß, um dafür zu betteln, ein Brötchen dankbar annehmen? Oder ist es ehrenrührig, weil er ja explizit nach Kleingeld gefragt hat, und ich zu doof war, Kleingeld von Backwaren zu unterscheiden?

Sicherlich gibt es auch die Schlußfolgerung, daß das benötigte Kleingeld nicht dazu diente, um den Hunger zu stillen, sondern in Flüssignahrung umgewandelt werden soll, aber das wäre reine Spekualtion.

Das Ende vom Lied war, daß ich ihm das Brötchen kommentarlos, und ihn insgeheim verwünschend, in die Jackentasche gepropft habe und zurück ins Büro gegangen bin.

Was nach dieser Episode zukünftig meine Geberlaune betrifft, wenn ich auf Bettler treffe, kann sich sicher Jeder denken.

Quelle geschrieben am 31.01.2014 von huskie-style

Schlagwörter

brötchen, bettler

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Kommentare von anderen Usern

Avatar sunnygirl88 schrieb am 17.02.2014 folgenden Kommentar:
mein Mann meinte dazu noch "ich hätte das Brötchen vor seinen Augen in den Müll geworfen"
Ich persönlich finde es nicht so prickeln, Lebensmittel wegzuwerfen.

Avatar alexa schrieb am 06.02.2014 folgenden Kommentar:
bei mir haben die Bettler meistens dankbar das Brötchen angenommen, manchmal war es ihnen auch lieber wie Geld, habe auch schon Bettler gesehen, die mit anderen geteilt haben.

ach ja doch auf ein offensiven Bettler bin ich mal in der tram begegnet, dieser woltle auch Geld für ein Essen, ich bot ihm ein Müsliriegel an, und er wies ab wegen seinen Zähnen, dieser hatte aber noch Zähne, dies wunderte mich, denn ich sah schon Menschen mit Behinderung ohne Zähne, die ein Schnitzel sowie Brötchen im Noramlzustand essen konnten, kein Scherz

Avatar sunnygirl88 schrieb am 06.02.2014 folgenden Kommentar:
ich bettel zwar nicht, würde mich aber über ein geschenktes Brötchen freuen ;-)
Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul...

Avatar wimola schrieb am 31.01.2014 folgenden Kommentar:
Es ist genau so, wie spuckel es schon schrieb.

Ein Geschenk sollte halt nie beschämend sein - für keinen der Beteiligten.

Avatar Masmiie schrieb am 31.01.2014 folgenden Kommentar:
hm, hab ich als Kind auch mal gemacht, da hatte ein Bettler an der Tür geklingelt und gemeint, er hätte Hunger und ich hab ihm n paar Stullen geschmiert - er hat das aber angenommen und sich bedankt.

Spuckels Einwand ist nicht von der Hand zu weisenn - es wäre vielleicht interessant gewesen, wie der Mann reagiert hätte, wenn du ihn beim Reinkommen gefragt hättest, was du ihm mitbringen darfst. Ich erinnere mich da an ein Video, in dem jemand Obdachlose nach ihren Weihnachtswünschen gefragt hat und ihnen dann genau das gekauft hat. Das waren Wünsche wie Sweatshirt, Hose, eine gute Uhr - und Essensgutscheine, auch hier wohl der Wunsch, selbst entscheiden zu dürfen wann und was.

Avatar Spuckel schrieb am 31.01.2014 folgenden Kommentar:
ich kenne selbst ein paar solcher menschen, die vor supermärkten um kleingeld bitten, und sie haben mir noch einen denkanstoß gegeben, der sie nicht gern brötchen sondern kleingeld nehmen lässt:
indem man ihnen essen gibt, nimmt man ihnen die möglichkeit zur entscheidung!

das klingt beim ersten eindruck seltsam, denn ein brötchen ist doch auch ein gern gegebenes und willkommenes almosen.
nicht jede/r setzt das geld in flüssignahrung um, auch wenn davon fast jeder passant ausgeht.
diese menschen haben in ihrer lebenssituation kaum möglichkeiten zu eigener entscheidung (außer der wahl des schlaf- und aufenthaltsplatzes), und daher empfinden viele von ihnen als "entmündigung", wenn man ihnen die entscheidung abnimmt, was sie mit dem erbettelten geld machen.

ich hatte auch zunächst schwierigkeiten, das nachzuvollziehen, inzwischen verstehe ich sehr gut, was sie damit meinen.

Avatar sanders schrieb am 31.01.2014 folgenden Kommentar:
Ach, huskie, hättest Du ihm eine Flasche Billig-Fusel aus dem Supermarkt in die Hand gedrückt, hätte er Dich aus lauter Dankbarkeit umarmt und Dich nicht mehr losgelassen. :D

Avatar Bass-Dee schrieb am 31.01.2014 folgenden Kommentar:
dasselbe hab ich auch schon erlebt...

Avatar Sachsenpaula schrieb am 31.01.2014 folgenden Kommentar:
ich hab in hamburg mal jemanden mit ins mc doof genommen. der hatte wirklich hunger ;) und hat sich sogar noch bedankt. war nen ganz junger kerl und wollte auch geld.
geld geb ich grundsätzlich nicht. ansonsten kommts drauf an. die meisten hier ignorier ich. die betteln. schlimm sind ja die, die ihre kinder hin setzen, mit nem hund daneben, der wohl aufs kind aufpassen soll.