Apr
18

Moin Liebe, Tschüss Hass


..so steht es auf bekannten T-Shirts. Es haben sich Initiativen gebildet, die unter diversen Hashtags der grassierende Verrohung der Gesellschaft entgegentreten wollen. #gegenhassimnetz, #lovespeech zum Beispiel.
Wir werden aufgefordert, mit Liebe gegen Hass anzugehen, sie sei stärker.
Das ist nach meinem Empfinden zu viel verlangt. Es ist, als würde man jemanden, der ein halbes Jahr bettlägerig war sagen, er solle jetzt einen Marathon laufen. Das wird er können, nur halt nicht sofort.
Obendrein glaube ich, viele haben völlig vergessen wie das eigentlich geht, dieses lieben. Oder man blickt eher majestätisch auf das gemeine Volk herab und stellt fest, dass diese niederen Kreaturen der eigenen Liebe gar nicht würdig sind. Wofür auch, sind sie doch so sehr verschieden zu mir und schließlich bin ich das Maß aller Dinge und damit selbstverständlich als einziger liebenswürdig.

So oder so ähnlich habe ich das mehrfach beobachtet.

Unter dem scheinbaren Mantel der Anonymität und der vermeintlichen Unantastbarkeit vor dem Bildschirm wagen sich manche sehr weit aufs dünne Eis. Da gibt es Beschimpfungen, Beleidigungen und Androhungen von Straftaten bis hin zur Morddrohung. WTF? Was zum Teufel ist mit diesen Menschen kaputt? Führen die ein so erbärmliches Leben, dass ihnen nur das bleibt? Haben sie im realen Leben niemanden, der sie mag oder wenigstens akzeptiert? Ist das deren einzige Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu bekommen?

Protest ist gut, Oppositionshaltung ist gut und alles was hinterfragt ist gut. Aber doch bitte mit Maß und Ziel - im Idealfall mit konstruktiven Alternativvorschlag. Das setzt Mühe und Arbeit voraus, die scheinbar keiner der Schreihälse tun will, ist ja auch einfacher stumpfes Zeug zu schreien, als kreativ zu werden.

Zurück zum Thema mit Liebe gegen Hass vorgehen.
Klingt auf den ersten Blick logisch, allerdings tun sich auch normaldenkende Menschen damit schwer jemandem Liebe entgegen zu bringen, der offen gegen Mitmenschen hetzt, andere ausgrenzt oder einfach nur seine eigene Herrlichkeit preist.

Was wir aber alle tun können ist, diesem Trend mit genau den Mitteln zu begegnen, die jeder von uns eigentlich schon gelernt haben sollte: Toleranz, Respekt und Kinderstube. Man wird damit vermutlich nicht viel bewirken, was man aber definitiv macht ist nicht der Kontrahent zu sein, an dem sich streitlustige Unmenschen aufreiben können.

"Stell dir vor, es ist Krieg und niemand geht hin" - oder heute "Stell dir vor, jemand will sich auf Kosten anderer profilieren und niemand steigt darauf ein"

. geschrieben am 18.04.2021 von ladaci

Schlagwörter

#gegenhassimnetz, #lovespeech, shitstorms

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Kommentare von anderen Usern

Avatar Snoopi schrieb am 22.04.2021 folgenden Kommentar:
viele kleine gute Taten helfen eben auch :)

Avatar Masmiie schrieb am 19.04.2021 folgenden Kommentar:
Da hast du sehr recht. Als Nicole damals ein bißchen Frieden sang, hörte ich von vielen Seiten: Das reicht nicht, wie brauchen den GANZ GROSSEN Frieden für die GANZE Welt! Ichm einte damals, vielleicht können wir langsam anfangen? Da wir ja nicht einmal ein BISSCHEN Frieden haben?
Es gibt viele, die erstmal alles wollen und wenn das nicht zu erreichen ist, lieber gar nicht anfangen. Und das ist einer der Hauptgründe, warum so vieles Tun-wertige eben nicht begonnen wird.