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Fernbusanbieter im Test: Der ADAC-Postbus


Fernbuslinien im Test: ADAC-Postbus

Heute folgt nun der Artikel über einen relativ neuen Anbieter, den ADAC-Postbus. Wie immer geht es um die Strecke Hamburg - Münster bzw. Münster - Hamburg.

Das Streckennetz erstreckt sich über ganz Deutschland, wobei man auch hier die meisten Haltestellen in Westdeutschland findet.

Ticketkauf:
Durch die Kooperation von ADAC und Post gibt es die meisten Verkaufsstellen. Neben der Onlinebuchung kann man die Fahrkarten auch telefonisch, in vielen Post- und Postbankfilialen und in den ADAC-Geschäftsstellen erwerben. Tickets kann man zwar auch direkt am Bus kurz vor der Abfahrt kaufen, davon würde ich allerdings generell abraten, denn der Bus kann zu diesem Zeitpunkt durchaus schon ausgebucht sein. Der Online-Buchungsprozess ist aber auch hier denkbar einfach: Start-, Zielhaltestelle und Datum eingeben und man bekommt die möglichen Abfahrtszeiten angezeigt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, sodass man nach Eingabe der persönlichen Daten per Kreditkarte, PayPal, Sofortüberweisung oder Giropay bezahlen kann.
Wichtig zu wissen: Die Tickets sind personengebunden und man muss neben dem Ticket auch ein Ausweisdokument vorzeigen. Eine Weitergabe an Dritte ist somit nicht möglich. Kann man die Fahrt aus irgendeinem Grund nicht antreten, wird dies ganz schön teuer. Eine Umbuchung kostet 5 € pro Fahrt und Person, eine Stornierung schlägt mit 10 € pro Fahrt und Person zu Buche. In meinen Augen sind solche Gebühren viel zu hoch und somit schon hier ein erster dicker Minuspunkt für den ADAC-Postbus.

Ticketpreise:
Von Februar bis Anfang März gab es Sonderpreise. Die Strecke hat zu diesem Zeitpunkt nur 9 € pro Person gekostet, mit dem auf der Buchungsseite beworbenen Karnevalsgutschein kam man auf 8 €. Durchaus günstig, aber das war leider nur der Einführungspreis. Ab jetzt gibt es anscheinend nur noch Festpreise, sodass man je nach Tag und Zeit meistens 14 € bzw. 18 € bezahlt. Besonders kurzfristige Fahrten oder beliebte Zeiten werden mit 23 € bzw. 28 € berechnet. Damit bewegt sich der ADAC-Postbus in einem eher hohen Preissegment.

Sitzplatzreservierung:
Für ADAC-Mitglieder ist die Sitzplatzreservierung kostenlos, ansonsten bezahlt man 2 € für seinen Wunschplatz. Immerhin kann man auf eine Reservierung verzichten und bekommt dann vom Buchungssystem einen festen Platz zugewiesen, den man aber erst nach der Bezahlung erfährt. Als Faustregel kann man sich aber merken, dass zuerst freie Einzelplätze neben bereits reservierten Plätzen vergeben werden.

Das Publikum:
Während der Einführungspreise haben auch meistens Studenten und junge Erwachsene den ADA-Postbus genutzt. Aufgrund der relativ hohen Preise würde ich aber davon ausgehen, dass diese in Zukunft andere Anbieter nutzen werden und man somit eher auf ein älteres Publikum trifft. Das ist aber nur meine persönliche Einschätzung.

Gepäck:
Jeweils ein Handgepäck und ein Koffer dürfen kostenlos mitgenommen werden. Das zweite Gepäckstück kostet 2 €, jedes weitere und Sperrgepäck kostet 10 €. Hier ist es ebenfalls wie bei den Fluggesellschaften: Wer zu viel Gepäck dabei hat, wird ordentlich zur Kasse gebeten. Das Problem ist hierbei, dass jeder Busfahrer Handgepäck anders zu definieren scheint. Während ich meinen Rucksack bei allen anderen Anbietern und auf der ersten Fahrt mit einem ADAC-Postbus noch problemlos als Handgepäck in den Fußraum stellen durfte, musste ich ihn bei der zweiten Fahrt als Gepäckstück abgeben. Zum Glück hatte ich keine weiteren Taschen dabei, sonst hätte ich dafür bezahlen müssen. Etliche andere Fahrgäste wurden so zur Kasse gebeten, denn viele hatten noch einen Koffer dabei. Ob das ein Einzelfall war, kann ich nicht wirklich beurteilen, trotzdem gibt es auch hierfür ein „Daumen runter“. Wenn man übrigens die Gepäckablagefächer an der Busdecke als Maßstab nimmt, dann würden von der Höhe eine Damenhandtasche oder zwei übereinandergelegte Laptoptaschen Platz haben.
Dafür wird mit dem Gepäck professioneller umgegangen: Jeder Koffer erhält eine Gepäckbanderole mit Nummer, zu der man das passende Gegenstück erhält. Diese muss man dann vorzeigen, wenn man seinen Koffer haben möchte. Eine Verwechslung von Koffern sollte somit ausgeschlossen sein.

Strecke und Fahrzeit:
Die Fahrt beginnt und endet jeweils am Hauptbahnhof Hamburg (ZOB) bzw. Münster (Bremer Platz). Dazwischen gibt es noch einen Halt am Osnabrücker Hauptbahnhof und einen Halt unweit des Bremer Hauptbahnhofes. Durch den zusätzlichen Halt in Osnabrück ist die Fahrzeit mit 4:20 Stunden am längsten, wobei es natürlich immer einen Stau auf der Autobahn geben und sich die Fahrzeit somit verlängern kann. Allerdings wird auch hier immer mit einem Navi gefahren, das rechtzeitig eine mögliche Ausweichroute vorschlägt, sodass ein Stau umfahren werden kann. Übrigens ist eine Fahrt mit Start/Ziel in Osnabrück bzw. Münster aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen nicht gestattet, sodass man für diese Strecke die Bahn nutzen müsste.

Ausstattung und Service:
Dadurch, dass hier zwei große Unternehmen kooperieren, konnte anscheinend auch viel investiert werden. Alle Busse sind neu, gleicher Bauart und mit den modernsten Sicherheitssystemen ausgestattet (u.a. Spurhaltesysteme, Bremssysteme, die vor einem Unfall schützen sollen und Dreipunktgurte). Im Heckbereich gibt es eine Toilette und einen Getränkeautomaten, die komplette „Speisekarte“ kann man sich auf der Seite vom Postbus angucken (https://www.adac-postbus.de/Snacks-und-Getraenke/) und unter jeder Sitzreihe befindet sich eine Steckdose.
Wie bei allen Anbietern gibt es auch hier kostenloses W-LAN. Als Highlight gibt es das Mediacenter, über das man Musik, Filme und Hörbücher abrufen kann. Dazu kann man sich eine App auf sein Smartphone/Tablet laden oder direkt über das W-LAN im Bus darauf zugreifen (https://mediacenter.adac-postbus.de/). Getestet habe ich das allerdings nicht, da ich meinen eigenen MP3-Player habe und für ein Notebook einfach nicht genug Platz vorhanden ist.

Meine Fahrt mit dem ADAC-Postbus:
Wie oben schon erwähnt, musste ich auf einer der beiden Fahrten meinen Rucksack als Gepäckstück abgeben. Fand ich zwar nicht so toll, weil ich so den Laptop in die Hand nehmen musste, da man ja nie weiß, welcher schwere Koffer auf dem Rucksack landet, aber damit konnte ich noch halbwegs leben.
Viel schlimmer war die zweite Fahrt, bei der wir zu dritt gefahren sind. Dummerweise war es ein Freitag und auch noch der Tag, bevor der BVB zu Gast in Hamburg war. Der Bus war voll und im hinteren Bereich hatte es sich eine Fan-Gruppe aus Dortmund bequem gemacht. Die Fahrt kann man im Folgenden als Fahrt in einem „schwarz-gelben Partybus“ zusammenfassen. Über die 4:20 Stunden wurde gesungen, gebechert und ganz unauffällig auf der Toilette geraucht (was natürlich nicht erlaubt ist). Eine Gruppe aus etwa 8-10 Dortmund-Fans hat es geschafft, etwa 40 andere Fahrgäste zu „unterhalten“. Die Begeisterung konnte man echt an den Gesichtern ablesen. So wirklich interessiert hat es weder den Fahrer, noch die Begleitperson, obwohl man die Fans durchaus aus dem Bus hätte werfen können, wenn nicht gar müssen. Kurz vor Hamburg wäre die Situation beinahe noch eskaliert, da sich eine Frau direkt bei den Dortmundern beschwert hat und daraufhin angepöbelt wurde und Papiermüll durch in ihre Richtung geflogen ist.
Immerhin kam auf eine Beschwerdemail beim Support innerhalb von einem Tag eine Rückmeldung und als Entschädigung gab es einen Gutschein in Höhe von 5 €. Dafür, dass wir zu dritt gefahren sind und die Fahrt echt eine Zumutung war, ist das zwar nicht sonderlich viel, trotzdem kann man heutzutage ja schon froh sein, wenn sich überhaupt um eine Beschwerde gekümmert wird.

Aufgrund dieser Fahrt, der allgemein längeren Fahrzeit und der hohen Preise ist der ADAC-Postbus für mich keine Alternative mehr und ich werde bei city2city und FlixBus (Bericht dazu folgt in der nächsten Woche) bleiben.

Falls jetzt noch jemand Fragen, Wünsche, Kritik o.ä. hat, werde ich natürlich gerne darauf eingehen. Eigene Erfahrungen mit dem ADAC-Postbus oder einem anderen Anbieter sind natürlich auch gerne gesehen :) geschrieben am 07.03.2014 von Jonas01

Schlagwörter

fernbusse, adac, student, reisen, bus, postbus, adac-postbus

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Kommentare von anderen Usern

Avatar Jonas01 schrieb am 10.03.2014 folgenden Kommentar:
Mir ist es prinzipiell egal, wo ich sitze, von daher stört mich das nicht so extrem. Im Gegensatz zur Bahn hat man ja auf jeden Fall einen Sitzplatz. MeinFernbus fährt leider nicht zwischen Hamburg und Münster, aber wenn sich irgendwann mal die Gelegenheit bietet, werde ich die auch testen :)

Avatar Silv3r schrieb am 10.03.2014 folgenden Kommentar:
Unglaublich, dass der ADAC-Postbus vorschreibt wo man zu Sitzen hat und die Preise sind wirklich zu hoch.
Ich Empfehle dir mal MeinFernbus.de zu testen,Preislich sind die teilweise günstiger als Flixbus,die Ausstattung und der Komfort ist ähnlich aufgebaut.