Oct
26

Brauchen Alte "soziale Betreuung"????


Hallo Ihr Lieben,
erst mal vorab: einen RIESENDANK an die "Aboleser" - Ihr seit superlieb und ich freu mich wenn Euch gefällt, was zum Thema Altenheim so zu schreiben ist. Virtuelles Drückerchen an Euch. Das zu sagen war mir wichtig!

So. Heute,- nach 12 Schichten und dem " mal wieder keine Ruhe zum Einschlafen finden" hab ich mir gedacht: ich setz mich an die Maschine und schreib mal wieder was. Natürlich beschäftigt mich mal wieder was bzgl. meiner Arbeit im Heim- sonst würde ich glaube ich auch schlafen können :-)

In jedem Alten- Kranken- und Pflegeheim ist es laut Heimgesetz vorgegeben, einen sozialen Dienst zu initieren. Die Bewohner sollen physisch und auch mental re-aktiviert und stimuliert werden.
Dieser soziale Dienst wird bei uns im Haus durch die Arbeit von Alltagsbegleitern, Sozialpädagogen und einer examinierten Pflegekraft vollzogen. Ein Team von 6 top engagierten Menschen, die sich tagtäglich 8 Stunden lang um das emotionale Geschehen in und um einen Dementen/ Kranken herum kümmern. Und zwar ausschliesslich.

Ein neuer Passus erregt nun des Alltagsbegleiters Unmut:
Geltend ab Januar ´13 ist die - vorher hauptsächlich authark waltende- soziale Betreuung der Pflege unterstellt.
Hört sich erstmal nich´böse an gell.

Der Clou an der Geschichte- haben die Alltagsbespasser ( wie die Kümmerer und Kaffetrinker hinter vorgehaltener Hand heissen) schon vorher sämtliche personelle Engpässe in der Pflege aufgefangen und Hand an Menschen gelegt, so dass es nur vor Illegalität und Verantwortungslosigkeit strotzt,

so hat die Pflege nun die offizielle Legitimation, Alltagsbegleiter in der körperlichen Pflege einzusetzen.


Neue Dienstpläne existieren bereits. Sie werden in der Pflege schon grinsend weitergegeben ohne dass die Alttagsbegleiter auch nur einen Hauch davon wussten. Die neuen Dienstzeiten wurden angepasst: Zwei-Schichten- Dienst. Angepasst an die Pflege-Dienstpläne. Eckzeiten natürlich vorgegeben.

Um Klartext zu reden und Euch Leser nicht weiter vollzuquatschen: Klartext heisst hier und bei uns im Haus: soziale Betreuung wird im Grunde nicht wirklich benötigt. Wenn der zu Betreuende irgendwann stirbt, gibt es eh kein Feedback auf die Arbeit der SB ( soziale Betreuung).
( O-Ton einer MA!!!) - ergo ist es nicht wirklich wichtig, ob der Bewohner in angemessener Art und Weise sozial betreut wurde. Tot ist tot. Was zählt ist die aktuelle Arbeit- die Pflege.
Das heisst: Bewohnern neben Speisen reichen auch die Attends zu wechseln wenn voll, sie neu lagern, sie um,- an- und ausziehen, Erbrochenes wegputzen, Wunden versorgen, Katheder neu anlegen, Kot aus Rachen und anderen Körperteilen zu entfernen und manches mehr, dessen Beschreibung ich mich hier momentan verwehre. Aus gutem Grunde. Schreib ich hier, was die Leutchen aus der SB demnächst bald noch so pflegerisches alles tun werden müssen, dann mach ich mich wohl strafbar. Wegen Ausplaudern von Firmengeheimnissen womöglich.

Dass weder Alltagsbegleter, Sozialstündler, Praktikanten noch Bundesfreiwillige pflegerische Tätigkeiten auszuführen haben ohne die nötige Ausbildung dafür zu besitzen scheint unserem alterden Chefchen entgangen zu sein.
Die Personen, die ab Januar ihre neue Dienstanweisung unterschreiben müssen, wissen: Arbeiten auszuführen, deren Qualifikation und Legitimation sie nicht haben, - die Bewohner nur unzureichend oder garnicht mehr emotional zu betreuen, ausführende Befehlsempfänger der " offiziellen Pflege" zu sein heisst auch:
Sie unterschreiben gegen ihre eigentliche Bestimmung. Gegen das Recht der Alten auf emotionale Betreuung, gegen das Recht auf Hilfe zur Regelung des Alltags- ja sogar gegen Menschenrechte.

Um Personalkosten zu sparen. Das tue sich mal einer rein und möge nicht dabei das große Erbrechen bekommen. Unglaublich gell.

LG an Euch. Die sprachlose frami geschrieben am 26.10.2012 von frami

Schlagwörter

soziale betreuung, 87b, altersheim, demenz

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Kommentare von anderen Usern

Avatar frami schrieb am 31.10.2012 folgenden Kommentar:
@Juergen- schön, dass Ihr zwei solch eine praktikable Lösung gefunden habt, mit der Ihr hfft. beide noch ein tolles Stück Leben vor Euch habt.
Leider ist die Regelung zur Einstufung durch den MDK auch immer noch eine zum Himmel schreiende Geschichte. Wenn ich- wie bei Euch- lese, da ist jemand mit 100% und der MDK hat da grad mal nen müdes Lächeln für übrig, weil er an grad an diesem Tag mies drauf ist, dann fällt mir nichts mehr ein. Ich finde klasse, dass Ihr das alles umgeht und auch ein Kompliment an Nachbarn, die so hilfsbereit sind. Euch Zweien alles Liebe und Daumendrück von mir.

Avatar Morrigan schrieb am 28.10.2012 folgenden Kommentar:
Hammerhart, da hätte ich den Dienst quittiert. Wenn man mir Aufgaben aufgibt, für die ich nie ausgebildet wurde, da verlangt man ja von den Sozialbetreuern förmlich auch noch mit Unterschrift, dass sie sich strafbar machen ... ohne Worte 8o

Avatar juergen5 schrieb am 27.10.2012 folgenden Kommentar:
Am besten ist es, wenn man so lange wie möglich in der eigenen Wohnung bleibt. Wir - mein Partner ist 83 Jahre alt und 100 % schwerbehindert und ich - 78 Jahre alt. Zu uns kommt 1x die Woche eine Pflegekraft von der AHB, die Kosten zahlen wir selbst, weil die Kasse keine Pflegestufe bewilligt hat.
Aber es gefällt uns so und die Nachbarn - wohnen in einem Mehrfamilienhaus - sind sehr hilfsbereit, tragen uns schwere Sachen nach dem Einkauf schon mal rauf in die Wohnung im 3. Stock.

Avatar sanders schrieb am 27.10.2012 folgenden Kommentar:
Die Frage stelle ich mir auch manchmal. Haben alte Leute den gar kein Recht mehr darauf, dass sie Spass am Leben haben? Ist es gerecht, sie nach einem harten Leben, in dem sie viel geleistet haben, einfach so aufs Abstellgleis zu schieben? Ich glaub, ich möchte gar nicht alt werden.

Avatar Masmiie schrieb am 27.10.2012 folgenden Kommentar:
Und gleichzeitig lese ich, dass zuwenig Pflegekräfte vorhanden sind - ich glaube allmählich, die sind auch gar nicht gewollt. Geht es denn nur darum, die Körper solange wie möglich am Leben zu halten, um das Geld für die Pflege zu kassieren? Ich dachte irgendwann man, Altenheime seien dazu da, die Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt liebevoll zu begleiten ....