Hartz IV :: Diskussionen und Smalltalk

Bulette
Primus-Praktikant
Beiträge: 730

Sonntag 19. August 2012, 08:36  

Das Thema Hartz IV beschäftigt viele Menschen. Denn jeder kann unverhofft in die Hartz 4 Falle geraten.
Viele ALG II Bezieher sehen sich einer Flut von Drohungen und Sanktionen seitens der Behörden ausgesetzt.
In diesem Thread könnt Ihr über diese Arbeitsmarktreform in einem angemessenen Ton Diskutieren.

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Zuletzt geändert von Bulette am Dienstag 21. August 2012, 16:08, insgesamt 1-mal geändert.

Moebus67
Primus-Junior
Beiträge: 77

Montag 20. August 2012, 22:03  

Hallo Bulette,
ich bin mir nicht so sicher, ob sich hier wirklich viele betroffene User melden werden. Zum Abstimmen vielleicht ja. Aber schreiben? Das Thema Hartz 4 ist bei vielen Betroffenen leider auch heute noch sehr schambesezt. Ich selbst habe nach dem Klick meinen erstellten Text gerade gelöscht und setze jetzt neu an. Es ist auch nicht so einfach über seine Erfahrungen zu schreiben, wenn man dieses Gesetz seit seiner Einführung im Januar 2005 nicht positiv erlebt hat. Mein Mann und ich leben im BL Brandenburg und sind von der ersten Stunde an mit immer mal wieder einigen Monaten Unterbrechung sogenannte Aufstocker gewesen. Seit Mai letzten Jahres sind wir endlich durchweg aus dem Hartz 4-Bezug raus. ENDLICH!!! Eigentlich aber nur deshalb, weil er mit der jetzt 3. Leiharbeitsfirma mal das Glück hat, daß der Lohn auch stimmt. Genießen können wir die Zeit danach zwar immer noch nicht aber wir haben wieder begonnen zu leben. Trotz der diffusen Angst wieder in den AlgII-Bezug zu kommen, sind meine Existenzängste seit einigen Monaten ganz weg. Es war eine Horror-Zeit, bei der wir beide mächtig Federn gelassen haben. Vor allem zu Beginn, als man sich finanziell auf das Notwendigste beschränken mußten.Versicherungen wurden gekündigt, Bausparverträge ebenso. Kap.Lebensversicherungen in Risiko-LV umgewandelt. Unfallvers, Rechtschutzvers. und Berufsunfähigkeitvers. - war alles unnötig. Das Amt hatte schon Dollarzeichen in den Augen und krallten nach allem wo Geld rausspringt.Mittlerweile ist das ja besser geworden. Der Selbstbehalt wurde angehoben.Aber größere Sparreserven haben wir bis heute nicht bilden können und einige Vers. laufen immer noch beitragsfrei.Das geben schon die Löhne nicht mehr her.Auch war es nicht nur der finanzielle Abgrund, der sich vor allem vor mir auftat, da ich schon psy. vorbelastet war und nun Panikattacken und Existenzängste dazu kamen. Sondern auch das Gefühl des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit. Und vor allem die permanente Schikane war bitter. Vermittlungen von Dumpinglöhnen waren fast an der Tagesordnung; Förderungen und Weiterbildungen wurden verwehrt. Genau dafür wurde das Gesetz aber gemacht! Für jedes Plus auf dem Kontoauszug und manche Einkäufe mußte man sich rechtfertigen; bei Verrechnungen haben wir manchmal bis zu einem halben Jahr auf die Nachzahlung gewartet. Ständige Angst die Wohnung zu verlieren, weil, in den ersten Jahren zumutbar, nach dem Fahrstuhleinbau jedoch die Miete hochging, was dann nicht mehr zumutbar war.Das schärfste jedoch war die Herabstufung meines Mannes vom Facharbeiter zum Hilfsarbeiter. Daraufhin 05/2010 in die ZA (Leiharbeit) gedrückt und dort weiter schikaniert, so daß parallel dazu 2 externe Vorstellungsgespräche von ihm nicht wahrgenommen werden konnten. Er wollte nie in die Leiharbeit und sucht noch heute nach Auswegen da raus zu kommen. Seitdem ist er ein psy. Wrack, hat Panik vor einer erneuten Entlassung, welche dann das Tor für die nächste ZA-Firma öffnet. Ein Teufelskreis, bei dem auch unser AA schon mitmacht. Vor allem Geringverdiener leben ständig mit dieser Gefahr schneller als ihnen lieb ist mit dieser Behörde konfrontiert zu werden. Wir hatten halt noch zusätzlich das Pech an eine unkompetente Fallmanagerin zu geraten. So einige Vermittlungen verliefen nämlich äußerst positiv.Da war auch der Stundenlohn kein Dumpinglohn. Es geht also ;)

Masmiie
Primus-Lehrling
Beiträge: 1360
Hat sich bedankt: 20 Mal
Danksagung erhalten: 10 Mal

Montag 20. August 2012, 22:23  

Dann halte ich euch fest die Daumen, dass dein Mann aus der Zeitarbeit rauskommt. Meiner hat es jetzt geschafft, der letzte Arbeitgeber hat ihn übernommen, als einer ging. Er hat bei der Zeitarbeit meistens Facharbeiterjobs bekommen, trotzdem haben wir mehrmals aufgestockt - immer nur für halbes Jahr und dann war wieder n Jahr Schluß, weil irgendein Beamter die Rückbuchung eines doppelt abgebuchten Versicherungsbeitrages als nicht gemeldetes Einkommen ansah. Zwischendurch sollte ich einen EDV-Grundlagenkurs machen, damit ich auch arbeiten gehen könne - mit zwei kleinen Kindern, beide ADS-behaftet, zudem selber krank, geht das aber nicht so einfach - und wieso Programmierer eher genommen werden, wenn sie so einen Kurs hinter sich haben, habe ich bis heute nicht verstanden. Aber das Amt hat ja immer recht ....
Masmiie im Netz verstrickt mal hier mal davielleicht auch dort sehr gerne hier oft auch da und auch hier - und auf euren Links

Moebus67
Primus-Junior
Beiträge: 77

Dienstag 21. August 2012, 06:48  

Hallo Masmiie,
ich danke dir für´s Daumdrücken. :) Aber all zu viele Perspektiven im beruflichen Sektor sehen wir hier in unserer Region wirklich nicht mehr. 90% an größeren Unternehmen, die hier noch vorhanden sind, arbeiten mit ZA-Firmen zusammen und stellen extern keine Arbeitslose ein. Langzeitarbeitslose schon gar nicht. Und einfach so wegziehen können wir nicht.Deshalb haben wir ja so auf das Amt gehofft.Denn gerade die müßten bestrebt sein die Leute in einen Job zu vermitteln, so daß man dann auch wirklich vom Amt weg kommt.Deshalb hatte ich ja auch immer das Gefühl, daß da Methode dahintersteckt.Mein Mann hat es durch seine monatl. Eigenbemühungen selbst erfahren. Kopfschütteln vom Chef und letzten Endes arbeitete er als Leiharbeiter in eben genau diesen Firmen als billige Arbeitskraft. Das ist auch der Wille von manchen Unternehmen Gelder zu sparen.Unsere Hartz 4- Behörde handelt auch dementsprechend.Irgend jemand hatte in der Regierung mal was von Gleichstellung zu Festangestellten gesagt. Ja das soll so sein.Hier zählt der Tariflohn der Zeitarbeiter.Selbst heute noch, als Facharbeiter in Akkordarbeit ist mein Mann nicht gleichgestellt. Beschwerden führen zur Kündigung.Das läuft dann hintenrum.Niemand traut sich da auch nur aufzumucken.Die Differenz zum Festangestellten wird nur in Ausnahmefällen gezahlt.Selbst die Arbeitsämter wissen das und vermitteln trotzdem dorthin. Man ist machtlos. Und ja, die Ämter nehmen sich sehr viel Rechte raus und bringen sie auch ziemlich arrogant an den Mann.Ich selbst bin mittlerweile froh, daß 09/2009 meine EU-Rente durchging und letztes Jahr bis 2014 verlängert wurde. Ein davor vom RV-Träger eingeschalteter Integrationsfachdienst zur beruflichen Wiedereingliederung scheiterte ebenfalls an meiner Fallmanagerin. Sie leistete keine Zuarbeit. Zuvor vermittelte sie mich noch schnell in einen Minijob mit 3,50€/Std., den ich auch über 1 J. ausübte bis mein Arzt einen Riegel vorschob. Habe nicht gemault, weil es ja im Ort war.Ich selbst hatte seit vielen Jahren immer nur Minijobs und wollte mehr verdienen. Anscheinend hat ihr das gereicht. Aber mir nicht. :( LG Silke

daydreamer1981
Primus-Lehrling
Beiträge: 1933
Primera-Remote an daydreamer1981

Donnerstag 6. September 2012, 22:56  

weiß jemand, wieviel € man pro lebensalter sein eigen nennen kann - also geld,was einem nicht vom staat abgezogen wird??
zuletzt waren es ja so um die 150 € pro lebensalter soviel ich weiß...

hat jemand nähere infos?

SchmdDvd
Primus-Junior
Beiträge: 65

Dienstag 11. September 2012, 08:23  

ich finde das gesammte System hier in DE auch ziemlich Arbeitnehmer unfreundlich.

Meine Situation sieht derzeit so aus.

Ich habe einen Minijob als Kraffahrer wo ich ich wenns hoch kommt 500€ Netto verdiene. Ich beziehe jedoch auch ALG I und darf deshalb nicht mehr als 14,5 Stunden die Woche arbeiten. Zu meinen ALG I darf ich aber nur 150 € dazu verdienen. Der Rest von den 500€ würd also von ALG I gekürzt. Wenn ich jetzt aber mehr als 14,5 Stunden in der Woche arbeite dann falle ich sofort aus dem ALG I raus und darf mich beim Jobcenter melden. Dort würde ich aber nix bekommen da meine Frau einfach zu viel verdient. Diese Situation wird mich 3/2013 dann sowieso treffen da dort mein ALG I ausläuft. Irgendwie ist das doch alles bescheuert.. und da wundern sich die behörden wenn man einfach schwarz arbeiten geht. In meiner Branche scheint es nach meinen Erfahrungen sowieso ganz normal zu sein das die Fahrer alle nur einen Minijob Vertrag bekommen. Alles andere scheint sich nicht mehr zu rechnen. Traurig aber wahr.

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