Oct
04

Schneller, höher, weiter...


Was anmutet, wie die Vorbereitung zu irgendwelchen sportlichen Wettkämpfen, beschreibt meine Empfindungen, die mich seit Tagen heimsuchen. Dabei geht es, man lese und staune, um die Organisation eines Kindergeburtstages!

Das Bemühen, diesen besonders schön, beinahe unvergesslich zu gestalten, treibt einem mittlerweile immer grössere Schweissperlen auf die Stirn; zumindest geht es mir so. Zum Aufwärmen beginnt es mit der Liste, der Freundinnen und Freunde, die eingeladen werden sollen. Schon alleine die Anzahl derer, die teilhaben sollen, übersteigt beinahe die Menschenmassen, die man bei Promi-Hochzeiten feststellen kann. Aber okay, dieses lässt sich noch einigermaßen mit dem Hinweis auf den Platzmangel auf einen begrenzten Personenkreis kleindiskutieren.

Kommen wir also zu den Örtlichkeiten: als ich Grundschüler war (jaja, Jahrhunderte her!) wurde man in die Wohnung des Geburtstagskindes eingeladen, ggfs. in den Garten, je nach Vorhandensein und Wetterlage. Man fraß Torte, Kuchen, Süßigkeiten und trank die fiese Limo, die man zuhause nicht bekam, wegen der Zähne. Neckische Spielchen wie Eierlauf, Blindekuh, Topfschlagen und Reise nach Jerusalem rundeten die Veranstaltung ab, bis die Eltern uns abholten und wir froh, zufrieden und vollgefressen heimkamen. Fertig war die Laube!

Heutzutage scheint es In zu sein, aus dem Kindergeburtstag einen Riesenevent zu machen. Das Mindeste ist ein Indoorspielplatz, darunter geht schon einmal gar nichts. Man hat ja das Argument im Ohr:"Es ist so entspannend, weil man sich um nichts kümmern muss!" Erzähle das doch bitte einmal jemand meinen Ohren, die nicht nur den Geräuschpegel von 8 Kindern, sondern von gefühlten Hundert ertragen müssen und dann auch noch versuchen, die Art der Schreie zu unterscheiden: Juchzt da jemand vor Freude oder weil er mit dem Kopf im Gerüst steckt, und ist es überhaupt einer aus unserer Gruppe?

Irgendwann sind die Indoorspielplätze der Umgebung abgegrast, und man erweitert den Radius. Längere Fahrtzeit in einem mit Kindern vollbesetzten Auto ist auch nicht unbedingt eine Alternative für die Ohren und das Nervenkostüm.

Hinzu kommt, daß nach dem x-ten derartigen Besuch die Erwartungshaltung der Kinder unweigerlich steigt, und der nächste Geburtstag die vorhergehenden zu toppen hat. Also sucht man sich derart getrieben einen Wolf nach einem akzeptablen Ziel. Man möchte ja auch nicht aus großen Augen angeschaut und gefragt werden:"Habt Ihr mich gar nicht mehr lieb?".

Sind die Chippendales zu buchen? Ach nee, jugendfrei soll es ja sein. Ein Zauberer? Sowas kommt immer gut, allerdings kann man für den Kurs seine beiden Kinder zwei Wochen gut ins Ferienlager schicken.

Also doch ein Kindergeburtstag wie früher? Und schon taucht vor dem inneren Auge wieder das tränenfeuchte Gesicht des armen Kindes auf, und man schwingt sich wieder ins Laufrad auf der Suche nach etwas, was Spass machen könnte und sich ein wenig abhebt. Kultur? Kultur! Das ist die Lösung für dieses Jahr!

Die Kinder begeben sich im Museum auf Schatzsuche, begleitet von einer Museumspädagogin! Und danach geht es heim zum lecker Pizzaessen! Vorgeschlagen und vom Geburtstagskind genehmigt! Bleibt nur noch zu hoffen, daß das Programm das hält, was es verspricht.

Und im nächsten Jahr erfolgt dann endlich die Umsetzung des "Retro-Geburtstages", frei von gesellschaftlichen Erwartungen und Konventionen... - vielleicht!

Quelle geschrieben am 04.10.2013 von huskie-style

Schlagwörter

kindergeburtstag, feier

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Kommentare von anderen Usern

Avatar Aigeus schrieb am 04.10.2013 folgenden Kommentar:
Danke, das hab ich verstanden. :P

Avatar huskie-style schrieb am 04.10.2013 folgenden Kommentar:
@Aigeus: Ehrliche Antwort, oder geschönte? :D

Avatar Aigeus schrieb am 04.10.2013 folgenden Kommentar:
Bin ich jetzt etwa alt, wenn ich sage das mir das was du als Retro bezeichnest als Kind eigentlich immer Spaß gemacht hat?

Avatar Sheila schrieb am 04.10.2013 folgenden Kommentar:
kommt mir bekannt vor :D