Apr
30

Einfach mal Mehrwert …


Wer sich Gedanken um seine Ernährung macht, überlegt sich meistens, was er in Zukunft besser weglassen sollte. Weniger Zucker, weniger Fett, weniger Eiweiß, weniger Kalorien, weniger Fertiggerichte ….. manchmal frage ich mich, was dann eigentlich noch übrigbleibt. Zudem diese Vorsätze überaus schwammig und nicht sehr praktikabel sind.

Es ist offenbar fast völlig in Vergessenheit geraten – Ernährung ist nicht bloß Spaß und sollte aus gesundheitlichen Gründen sowenig energiereich wie nur möglich sein. Ernährung ist eine Notwendigkeit, für den Körper, aber auch und vor allem für unser Gehirn. All die Nährstoffe, von denen man sich so oft sagt „also davon sollte es weniger sein“, sind essentiell für uns. Wir essen, weil wir den Zucker, das Fett, das Eiweiß, eben all die Kalorien brauchen, um am Leben zu bleiben, den Organismus am Funktionieren zu halten und im Kinderalter auch wachsen zu lassen.

Die Art, wie wir uns in den „fortgeschrittenen“ Ländern ernähren, ist häufig nicht gerade auf unsere Bedürfnisse abgestimmt. Aber daraufhin die Nährstoffe einfach wegzulassen ist meiner Meinung nach die falsche Lösung.

Es gibt ja lauter Ernährungsgurus, von denen jeder am besten weiß, was man weglassen sollte. Der eine möchte auf Fleisch verzichten und übersieht dabei großzügig, dass der Mensch kein reiner Pflanzenfresser ist und vor allem bei veganer Ernährung dann wieder wichtige Nährstoffe fehlen. Ja, ich weiß, dann nimmt man eben Zusatzpräparate, die das Fehlende liefern. Als könnte eine Ernährung das Nonplusultra sein, bei der man auf industriell hergestellte Nährstoffe angewiesen ist, um Mangelerscheinungen zu verhindern.

Andere wollen auf Kohlehydrate verzichten, weil die ja „fett machen und unnatürlich sind“. Dass das Gehirn darauf angewiesen ist, vergißt man dabei auch wieder. Tatsächlich haben wir Menschen das große Gehirn nur entwickeln können, weil wir unserer Nahrung, die ursprünglich aus Insekten und Fleisch bestand, mit Früchten und Getreide später auch Kohlehydrate zufügten.

Dann gibt’s die Variante, alles außer Getreide wegzulassen. Auch hier fehlen wieder wichtige Nährstoffe. Zwar kann der Körper aus Kohlehydraten Fett bilden. Aber Vitamine und Mineralstoffe sowie Aminosäuren für die Eiweißbildung fehlen hier fast gänzlich.

Ich bin ja auch dabei, meine Ernährung umzustellen. Aber ich möchte lieber auf Mehrwert setzen statt auf Verzicht. Im Gegensatz zu vielen Tierarten wie z.B. Katzen ist der Mensch auf abwechslungsreiche und vielfältige Nahrung angewiesen. Warum also verzichten? Unsere „westliche“ Ernährung beinhaltet nicht zuviel, sondern zuwenig!

Kohlehydrate – ja, natürlich, aber nach Möglichkeit via Vollkorn, um von der ganzen Kraft des Getreides zu profitieren. Durch die enthaltenen Ballaststoffe werde ich auch schneller satt und muss nicht zuviel Kohlehydrate essen, nur um genug Ballaststoffe zusammen zu bekommen. Und auch Spurenelemente befinden sich im Getreide eher in der Schale als im Inneren. Ich bin also bei Vollkorn nicht auf weitere Nährstoffe oder größere Mengen angewiesen, um an die Spurenelemente zu kommen.

Was den Zucker, das heißt den Raffinadezucker anbetrifft, bin ich gerade dabei, einiges durch Birkenzucker zu ersetzen. Der hat mehr Süßkraft und liefert weniger Energie, aber er liefert – im Gegensatz zu Süßstoffen, die bei Tieren zur Mast und bei Menschen zur Diät eingesetzt werden. Zudem wird er langsamer absorbiert als raffinierter Zucker und läßt daher den Blutzuckerspiegel nicht so schnell rauf- und runtersinken wie es nicht nur bei Haushalts- und Traubenzucker, sondern auch bei Süßstoffen der Fall ist. Da er auch die Verdauung unterstützt, kann ich sagen, dass der Birkenzucker, auch Xylit genannt, einfach mehr für meinen Körper tut als der handelsübliche Zucker. Und warum soll ich auf diesen Mehrwert verzichten?

Auch auf Fett gedenke ich nicht zu verzichten. Etliche Vitamine lösen sich nur in Fett, auch ansonsten braucht der Körper Fett. Allerdings nicht so viel, wie meistens in unserer Nahrung enthalten ist. Und was er gar nicht braucht, ist künstlich gehärtetes Fett.

In der Steinzeit nahmen die Jäger, wenn sie nicht das ganze Tier mitnehmen konnten, vor allem die fettreichen Fleischstücke mit. Ansonsten hätte der Transport des Fleisches sie mehr Energie gekostet als sie durch das Essen zurückbekommen hätten. Sie waren also auf das tierische Fett angewiesen. Genau das, was heute so gerne als schädlich verpönt wird. Dabei kann der Körper tierisches sowie pflanzliches Fett prima verarbeiten. Probleme hat er jedoch mit zu stark verändertem Fett – gehärtetem und/oder erhitztem Fett wie Margarine, Frittierfett, heiß gepreßten Ölen und Palmfett. Da sich vor allem in Fertiggerichten viel davon befindet, heißt das für mich, ich koche mehr selbst. Und verzichte dabei nicht auf Fett, brate aber in Butter oder kaltgepreßten Ölen an. Denn die liefern mir neben den essentiellen Fettsäuren ebenfalls Spurenelemente und sie verringern die unerwünschten Triglyceride im Blut. Auch hier - eindeutig Mehrwert.

Eiweiß? Auch das benötigen wir. Das bedeutet Milch, Quark, Käse, Joghurt, aber auch Eier und Fleisch. Und nicht zu vergessen, Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen und Bohnen. Für mich kein Problem, da ich das alles – bis auf grüne Bohnen – gerne mag. Eier hole ich seit längerem ausschließlich, Milch immer öfter vom Bauern nebenan, dessen Produzenten ich täglich auf der Wiese rumlaufen sehe. Statt Giften bekommen die Hühner Steinmehl in die Federn gepudert, das hält Schädlinge genausogut ab, lagert sich aber nicht in den Eiern ab. Die Milch der Weidekühe enthält neben Eiweiß auch mehr gesunde Fettsäuren als die von Stallkühen. Und aus dieser Milch mache ich manchmal auch selbst Butter, die mir dann ebenfalls mehr von dem liefert, was ich wirklich brauche – und weniger „Müll“.

Problem sind die süßen Joghurts. Auch da will ich in Zukunft mehr Naturjoghurt kaufen und den Geschmack mittels Birkenzucker (evtl.) und Obst selbst dazumischen. Was mir die Vitamine aus dem Obst beschert, die im industriell gemischten Joghurt schon perdü gegangen sind. Und so einige Geschmacksrichtungen, welche die Industrie noch gar nicht kennt. Schon mal Sauerampfer ins Joghurt gerührt? Oder Leinsamen? Lecker …. Und notwendige Mineralien bekomme ich dabei auch noch.

Ich bin sicher nicht die einzige, die gerne Neues probiert. Und ja, das können auch die neuesten Fertiggerichte oder Süßigkeiten sein, ich bin halt neugierig. Aber was ich auch liebend gerne ausprobiere, sind Obst- und Gemüsesorten, die hierzulande oder in der heutigen Zeit weniger bekannt und genutzt sind. Statt Reis oder Nudeln kanns bei mir z.B. auch mal Hirse oder Couscous als Beilage geben. Sehe ich seltene Gemüse- oder Obstsorten, greife ich sofort zu – Steckrüben, Schwarzwurzeln, Quitten, Pastinaken … es gibt soviel, was nur selten im Supermarktregal ist. Und komischerweise kommt man hierzulande leichter an Maracuja als an Teltower Rübchen – obwohl die letzteren hier gedeihen.

Macht aber nichts, denn auch der heimische Tisch ist gut gedeckt. Unsere Nachbarn schütteln schon den Kopf, denn Grillen bedeutet bei uns auch, Kräuterbutter und Salat herzustellen. Und da kommt neben Petersilie und Schnittlauch auch Löwenzahn, Gänseblümchen, Borretsch, Kapuzinerkresse und Taubnessel rein. Von den „Un“kräutern, die ich im Garten ziehe, ganz zu schweigen. Vor allem meine Große und ich sind ständig dabei, unser Repertoire zu erweitern und weitere schmackhafte und gesunde Kräuter am Straßenrand oder im Wald zu suchen. Auf diese Art wird unsere Ernährung immer abwechslungsreicher. Und wir bekommen wertvolle Nährstoffe, die in der Industrienahrung fast völlig fehlen.

Wir sind eben für MEHR statt für WENIGER! geschrieben am 30.04.2018 von Masmiie

Schlagwörter

nahrung, ernährung, nährstoffe, zucker, fett, eiweiß, vitamine, mineralien, kräuter, mehrwert, verzicht

Lesenswert Empfehlungen 4

Avatar Avatar Avatar Avatar


1086 Besucher



Kommentare von anderen Usern

Avatar Masmiie schrieb am 01.05.2018 folgenden Kommentar:
Das hier ist auch keine Anleitung, wie ihr es machen sollt, sondern wie ICH es sehe und mache(n will). Mit Straßenrand meinte ich übrigens die Wiesen an der Straße und am Weg, war schlecht ausgedrückt, aber um die Zeit fiel mir das richtige Wort nicht ein.

Avatar ahrimannheim schrieb am 01.05.2018 folgenden Kommentar:
Im Großen und Ganzen stimmt es, was du schreibst ...und es ist schlüssig...nur hat kaum jemand so viel Zeit oder auch die Möglichkeit, die "Un-"Kräuter im eigenen Garten anzupflanzen oder sie perseh am Strassenrand zu sammeln...mal davon abgesehen, dass die Pflanzen am Strassenrand voll mit Giften von den Abgasen sind (es sei denn, du meinst Feldwege oder andere kleine Wege fern ab von den Strassen, auf denen so komische Vehikel- Autos genannt- unterwegs sind).
Mein Standpunkt lautet in der Ernährung ebenfalls MEHR (-wert) statt WENIGER! Aber ich respektiere auch und weiß, dass selbst naturbelassene Lebensmittel aus dem Super- oder Grossmarkt nicht mehr den Gehalt an lebensnotwendigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen haben und ich mit Nahrungsergänzungen ausgleichen muss.... allerdings weder aus der Apotheke noch dem Drogeriemarkt, sondern sondern statt Chemie vielmehr aus ganzen Pflanzen....die (tatsächlich) biologisch (im Sinne von Natur) angebaut werden...