Sep
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Die Weisheit des Hundes


In letzter Zeit hatte ich Gelegenheit, an vielen Stellen mal alte Erlebnisse Revue passieren zu lassen, was mich auf einen Gedanken brachte, den ich gerne mit euch teilen möchte.

Ich hatte vor vielen Jahren, als ich nach Österreich zog ein sehr großes Glück mit dem Arbeitgeber, der mich nicht nur in freier Logis und Verpflegung in seinem Haus wohnen ließ, sondern auch nicht einmal eine komische Bemerkung darüber machte, dass ich wie selbstverständlich meinen Hund auch dabei hatte.

Er war selbst mehrfacher Hundebesitzer und für ihn stand das ganz außer Frage, dass man wegen eines Umbruchs im Leben oder einem Umzug seinen Hund abgeben müsse.
Leo war und ist Gastwirt und ich arbeitete bei ihm in meinem Lehrberuf Hotelfachmann als Kellner.
In den letzten Monaten half ich für einige Zeit wieder bei Leo aus und wandelte so in den Räumen, die alte Erinnerungen und Erlebnisse weckten.

Laica war ein toller Hund. Ein halber Kampfhund, aber davon wusste sie nichts. Achtzehneinhalb Jahre war sie an meiner Seite, treu, verlässlich und ohne wirkliche Probleme zu machen.

Jetzt ist das Gasthaus, in dem ich arbeitete kein 7-Stern-Hotel, sondern ein traditioneller Gasthof mitten im Ort mit einfacher, aber herzlicher Atmosphäre.
Es war geduldet, dass Laica während meiner Arbeitszeit nicht im Zimmer auf mich warten musste, sondern mitten in der Gaststube lag und sich das Treiben ansah. Im Winter kroch sie förmlich in den Holzofen, der den Raum knisternd und kackend erwärmte.

Das Lesachtal ist ein touristisch geprägtes Gebiet inmitten herrlicher Natur und die Touristen entstammen so ziemlich jeder denkbaren Nation. Spannend für jeden Kellner, seine Arbeit multilingual zu machen, zur Not mit Händen und Füßen und Zettel und Stift.

Wir hatten damals Stammgäste aus Deutschland, aus Holland, aus Italien und euch eine Britin fällt mir ein.


Das ist die Vorgeschichte, der Gedanke ist folgender:

Jeder dieser Gäste sprach mit Laica. Meist Dinge wie "Na, Laica, wie gehts dir?" oder "Lässt du mich mal kurz vorbei?" oder "Na, du lässt es dir aber gut gehen.", was aber nicht das besondere ist. Das interessante daran ist, dass jeder Mensch mit einem Hund ganz selbstverständlich in der eigenen Muttersprache redet - und jeder meint, der Hund versteht es.

In den letzten Monaten beobachtete ich das mit Leo´s Hund auch wieder, Laica ist ja nicht mehr da. Italiener sprechen irgendwas mit "bello", Portugiesen sprechen etwas völlig unverständliches und die angestellten Ungarn sprechen ganze Romane auf ungarisch. Leos Hund reagiert auf fast alles.

Der Homo Sapiens hält sich für die Krone der Schöpfung, für vernunftbegabt und intelligent. Ist er das?
So ein Hund kann unmöglich mehrere Sprachen verstehen und tut es trotzdem, während der Mensch wortgewandt und blumig in der Auswahl seiner Kommunikation am Verständnis des anderen vorbeiredet.

Wie geht sowas?
Manchmal wäre ich gerne lieber Hund. geschrieben am 30.09.2019 von ladaci

Schlagwörter

kommunikation, lesen, zuhören, verstehen, antworten

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Kommentare von anderen Usern

Avatar Masmiie schrieb am 30.09.2019 folgenden Kommentar:
Ich denke, dass es sogar uns Menschen ähnlich geht - wenn wir aufmerksam sind. Dass wir mehr auf den Ton achten und vieles sozusagen "telepathisch", bzw. über andere Kommunikationswege mitbekommen und die Sprache dann nur ein Hilfsmittel ist. Tiere sind darin natürlich wesentlich besser als wir.

Avatar raserl schrieb am 30.09.2019 folgenden Kommentar:
Ich glaube Tiere verstehen uns nicht an der Sprache, sondern an den Emotionen die dahinter klingen. Auch an Blicken können sie viel darauss ersehen. Nur bei den Gesten kan es zu Mißverständnissen kommen. Ein Lächeln kan durchaus als Drohgebährde also als Zähnefletschen verstanden werden. Ich glaube unsere Sprache, die für uns im Vordergrund steht, ist uns so wichtig, dass wir nicht dahinterschauen. Aber dass hat uns das Tier vorraus indem sie auf das gesamte Emotiale verhalten schaut und auch fühlt. Die Töne wiederum sind sehr wichtig, da in ihnen unsere Emotionen schwingen.

Avatar Paulinchen schrieb am 30.09.2019 folgenden Kommentar:
Ich glaube wenn man nen Hund zum Freund hat, nen besseren Freund bekommst Du nicht mehr. Ein Hund ist nem Menschen immer treu. Egal was kommt.
Und ansonsten denk ich einfach das Tiere als solches einfach die besseren "Menschen" sind.