Dec
01
Die Sache mit dem Nikolaus
Mein Sohn, acht Jahre alt, manchmaL Spatz und manchmal Miniaturrabiator genannt, hat zur Zeit einige Probleme mit dem Nikolaus. Die Sache ist nämlich gar nicht so einfach zu verstehen.
Spatz weiß genau, dass der Nikolaus im Himmel wohnt. Und mal auf der Erde gelebt hat, in der Türkei ein Bischof war "sowas wie der Pfarrer, nur halt mit ner größeren Kirche" und dass er Kinder liebt. Außerdem kommt der Nikolaus am 6. Dezember auf die Erde und schenkt den Kindern was. Das macht er meistens heimlich, indem er ihnen nachts etwas in die Schuhe steckt. Manchmal kommt er aber auch in die Schule und hat dann ein großes Buch dabei. In dem steht drin, welche Kinder artig waren und welche nicht.
Mit dem Artig-sein ist das so eine Sache. Nicht umsonst heißt Spatz ab und zu Miniaturrabiator. Weil er zwar klein ist, aber sehr laut, lästig und chaotisch sein kann. Und das zählt nun mal nicht zum Brav-sein.
Nun gibt es lässliche Unartigkeiten und fast unverzeihliche. Und letzteres ist ihm neulich passiert. Er hat in einer Tasche Süßigkeiten entdeckt, sich einen schokoladegefüllten Stern und eine Packung Nugatkugeln genommen und beides aufgefuttert. Das macht er öfters und es gibt auch immer wieder Ärger deshalb. Diesmal war es aber ungleich schlimmer.
Diese Süßigkeiten gehören nämlich nicht wie sonst der Mama, die sie den Kindern nach Gusto zuteilt. Die hier hatte der Nikolaus der Mama nur in Verwahrung gegeben. Denn am Nikolaustag wird ihm das alles zu schwer, es gibt ja so viele Kinder auf der Welt, die Geschenke verdient haben. Also verteilt er das meiste vorher an die Mamas, die es für ihn aufheben.
An die Nikolaus-Süßigkeiten gehen ist natürlich was ganz Schlimmes. Spatz hat auch prompt vor Schreck und schlechtem Gewissen geweint, als ihn bewußt wurde, was er angestellt hat. Während Spatz dazu tendierte, nun die restlichen Süßigkeiten alle der großen Schwester zu überlassen, hat Mama erstmal mit dem Nikolaus telefoniert, um zu klären, wie man das handhabt. Und da Spatz in der letzten Zeit sein Zimmer gut aufgeräumt hat, soll er noch eine Chance bekommen - die muss er sich aber verdienen. Mit Brav-sein antürlich. Das hat Spatz auch sehr erleichtert und inbrünstig versprochen.
Am nächsten Tag während des Aufräumens aber kam ihm ein Gedanke. Schließlich kauft die große Schwester zu Nikolaus seit einiger Zeit auch Süßes ein - oder Alkoholisches - und steckt das Mama und Papa in die Schuhe. Weil der Nikolaus ja nur zu den Kleinen kommt und nie zu den Großen. Aber - wenn der Nikolaus für Papa und Mama die große Schwester ist - ist dann vielleicht auch Mama oder Papa der Nikolaus für ihn? Also fragte er vorsichtig an: "Mama, gibt es den Nikolaus eigentlich?" Sie fragte nur zurück: "Mit wem habe ich denn gestern telefoniert?" Achja, dann muß es den Nikolaus wohl wirklich geben. Mama kann ja nicht in die Luft telefonieren, oder?
Vorgestern dann hat Spatz den Weihnachtsmarkt besucht. Und da war auch der Nikolaus. Leider kam Spatz zu spät, um dessen Ankunft zu sehen - er hätte zu gern gesehen, wie der Nikolaus eigentlich vom Himmel kommt. Papa meint ja, der leiht sich den Schlitten vom Weihnachtsmann aus, aber der Spatz glaubt eher, dass Nikolaus einfach so vom Himmel schwebt. Wie die Engel. Davon hatte der beim Weihnachtsmarkt ja auch zwei dabei.
Die Rede vom Nikolaus hat Spatz jedenfalls mitbekommen. Die Ermahnungen hat er sich ernsthaft angehört und jedesmal eifrig beteuert, dass er das auch tun will (aufräumen, Hausis machen) bzw. nicht tut (schubsen, kneifen). Nachher durfte er auch direkt zum Nikolaus gehen und bekam einen Schokoladen-Weihnachtsmann in die Hand gedrückt. Trotzdem meinte er nachher: "Ich glaube, der Nikolaus ist noch ein bißchen sauer auf mich."
Jedenfalls bemüht er sich jetzt sehr um Artig-sein. So ganz sicher ist er immer noch nicht, ob es den Nikolaus nun wirklich gibt oder nicht. Aber eins ist auf jeden Fall sehr wirklich - die Überraschung in seinem Stiefel. Und die möchte er sich nicht verderben. geschrieben am 01.12.2014 von Masmiie
Schlagwörter
nikolaus, kinder, süßigkeitenLesenswert 
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Eher selten, oder, dass ein 8-jähriges Kind noch an den Nikolaus glaubt.
Ich denke, die Kinder sollen nicht lügen - und dann das: Osterhase, Nikolaus, Weihnachtsmann, Zahnfee .....
bin ich froh, dass meine Kids aus dem Alter raus sind.
Sehr schoen geschrieben
ich selbst wusste mit 6 schon das es den niklaus nicht gibt
So einen Spatz habe ich auch zu Hause, echt niedlich die Geschichte.
schön geschrieben
da denkt man doch gerne an seine kindheit zurück...
Ach was waren das noch für Zeiten.. Schuhe rausgestellt und morgens war Schoki drin
na dann sag mal dem guten Alten beizeiten Bescheid damit er das Artigsein auch gut belohnt
Wirklich wirklich tolle Geschichte