Oct
28

Die moderne Art, Mitarbeiter loszuwerden


Olla, am 11.10.12 habe ich mich noch tierisch gefreut, ich hatte meinen Arbeitsvertrag grade erst unterschrieben und es gab die Aussicht auf ein etwas längerfristiges Arbeitsverhältnis. Dass es am Ende nur zwei Wochen sein werden, daran war an dem Tag noch nicht zu denken.

Am 15.10. hatte ich dann meinen ersten Arbeitstag. Ich muss zugeben, dass ich zu meinem Einsatzbetrieb schon mit Buachschmerzen hingefahren bin, denn eben mit diesem Einsatzbetrieb habe ich in der Vergangenheit schon nicht die besten Erfahrungen machen müssen. Zur Vorgeschichte: Ende Mai habe ich von dort, noch als direkt Angestellte die Kündigung bekommen, mit der Begründung, es würde an mir liegen, ich würde nicht die volle Leistung schaffen, die man sich erwünscht. Hinterher bekam ich raus, dass das nur ein vorgeschobener Grund war, um nicht zugeben zu müssen, dass das Call-Center wegen dem Sommerloch leichte finanzielle Schwierigkeiten hatte. Das ist schon eine Sache, wo ich hart schlucken musste, da wurde einfach den Mitarbeitern der schwarze Peter zugeschoben ... Naja, irgendwo habe ich das dann weggesteckt. Und im Oktober hieß es über eine Zeitarbeitsfirma, ich könne da in ein anderes Projekt einsteigen, um Energie würde es gehen, die würden dringend Leute suchen, weil die meisten Leute aufgrund der Energiewende den Stromanbieter wechseln wollen und das Geschäft würde zur Zeit boomen.

Meine Bauchschmerzen vom 1. Tag in der neuen Projektschulung waren sogar relativ schnell verflogen. Ich war sogar grade dabei, meine nicht ganz positive Meinung über diesen Verein zu überdenken ... Ich hatte super Coaches, nette Kollegen in der Schulungsgruppe, ich hab mich weder abseits gestellt, noch mich irgendwie als Wortführer hervorgetan ... ich habe die Schulung aufmerksam verfolgt und wollte alles zu dem Thema wissen, ist mir auch leicht gefallen. Die ganze erste Woche war ohnegleichen wirklich super verlaufen. Ich konnte mir das wirklich gut vorstellen, für diesen Bereich zu telefonieren, und hab mich schon drauf gefreut, wenn es endlich wieder ans Telefon geht.

Dann kam die zweite Woche. Montag war noch nicht nennenswert, alles ganz normal. Dienstag hatten wir dann in der Gruppe die Diskussion, was denn passieren würde, wenn die Trainer merken, bei dem einen oder anderen passt es nicht. Die Trainer meinten, wenn etwas gravierendes wäre, würden sie vorher mit den betreffenden Leuten sprechen, versuchen eine Lösung zu finden ... die Kündigung, bzw. die Abmeldung bei den Leuten, die über Zeitfirmen da waren, wäre dann der allerletzte Schritt. Meine Bauchschmerzen flammten in diesem Moment ganz kräftig wieder auf. Ich war dann so mutig, und sprach den Trainer gezielt drauf an, ob es etwas zu beanstanden gäbe bei mir. Weil ich bin halt so, ich muss etwas aussprechen, wenn es mich beschäftigt. In diesem kurzen Gespräch gab er mir ein überwiegend positives Feedback, ich solle aber etwas daran arbeiten, dass man mir meine Ungeduld nicht so stark anmerkt, er hätte mich in den nächsten Tagen sowieso kurz darauf angesprochen, aber gut, dass ich von mir aus gekommen bin, das zeigt, dass ich mich wirklich bemühe. Okay, sehe ich ein, ich arbeite dran, und halte mich auch schon stark zurück. Er: Ja ist in Ordnung, bis morgen dann.

Mittwoch hatte ich nachts schon derbste Zahnschmerzen. Das zog durch den ganzen Kopf. Ich habe also bis kurz vor 7 gewartet, bis ich in meinem Einsatzbetrieb jemanden erreich, weil man muss sich ja, pflichtbewusst wie man halt ist, abmelden, bzw. sagen, dass man später kommt. Erreicht habe ich erst 7:15 hr jemanden, aber die meinten, der, der den Platz normalerweise besetzt, ist selber krank, da kannst du nichts für, wir tragens ein und wissen Bescheid. Danke, dass du angerufen hast.

Ich musste dann noch ein bisschen zu Hause warten, bis die Zahnärzte hier mal aufmachen (meist so gegen 8 Uhr) bin dann hingefahren, hab mir ne Füllung über nen freiliegenden Nerv verpassen lassen und natürlich, immer noch ganz pflichtbewusst, eine Bescheinigung ausstellen lassen, dass ich da war. Vom Zahnarzt raus rief ich nochmals in meinem Einsatzbetrieb an und sagte Bescheid dass ich jetzt nachkommen würde, zwischen 10:15 und 10:30 Uhr wäre ich vor Ort. *Ja ist okay, ich gebs weiter*. Auf dem Weg zur Firma fuhr ich noch am Büro meiner Zeitfirma vorbei und habe dort persönlich Bescheid gegeben, dass ich beim Zahnarzt war und jetzt auf dem Weg zum Einsatzbetrieb bin.

Ich kam am Call-Center an, es wusste keiner Bescheid, dass ich nochmals angerufen hatte, dass ich nachkomme. Nun ja, kann ja mal passieren. Ich saß noch 4,5 Stunden in der Schulung, alles ganz normal, habe die Sachen ein bissl aufgearbeitet, die ich in den drei Stunden vorher verpasst hab. Der Trainer gibt mir noch neue Schulungsunterlagen für den nächsten Tag mit. 15 Uhr war Feierabend, ich fahre nichts ahnend nach Hause.

Dann kam der Knall: 16:30 Uhr bekomme ich von meiner Zeitfirma einen leicht erbosten Anruf: *Sie waren doch heute kurz nach 10 im Büro und sagten, Sie würden noch auf Arbeit fahren, wieso waren Sie nicht auf Arbeit???*
Meine Kinnlade stand sperrangelweit offen, ich wusste die ersten Sekunden nicht was ich sagen sollte. Dann habe ich irgendwie zusammengestottert, dass ich auf doch Arbeit war, ca. 10:30 bin ich dort angekommen und habe noch bis zum Feierabend 15:00 Uhr ganz normal an der Schulung teilgenommen, und vorher sogar noch dort angerufen, dass ich noch nachkomme.
*Naja, aber Ihr Einsatzbetrieb hat uns jetzt die Nachricht geschickt Sie wären den ganzen Tag unentschuldigt nicht auf Arbeit gewesen, und da kam jetzt auch die Abmeldung, weil die nach einem Vorgesetztengespräch der Meinung waren, es würde mit Ihnen im Proekt nicht passen. Kommen Sie bitte morgen (also Donnerstag) 14 Uhr zu uns ins Büro, wir müssen ja klären, wie das mit Ihnen weitergeht bei uns.*
Mir sind die Tränen in die Augen geschossen. Daraufhin habe ich selbst noch einmal in meinem Einsatzbetrieb angerufen und wurde zu dem Entscheidungsträger, der die Abmeldung rausgeschickt hat durchgestellt. Da hab ich den guten Mann am Telefon zusammengestaucht, was das denn solle, die Abmeldung mit falschen Behauptungen zu begründen.
Er: *Die Behauptungen waren doch nicht falsch, Sie waren um 7 nicht auf Arbeit*
Ich: *Ich habe zum Arbeitsbeginn angerufen, dass ich später komme, ich hatte den Schulungsleiter persönlich am Telefon, also wenn es mit der internen Kommunikation nicht klappt bei Ihnen, tut es mir leid, dann fragen Sie bitte betreffende Person, ich habe morgens angerufen und habe dann später noch in der Schulung gesessen. Aber warum stellen sie mich bei meiner Zeitarbeitsfirma mit dieser Behauptung bloß?*
Er: *Naja, ich habe nur gesehen, Sie waren nicht da, und ich habe Ihre Abmeldung a noch anders begründet, nach Gesprächen mit den beiden Trainern waren wir einhellig der meinung es passt nicht. Einer der Trainer hat Sie beiseite genommen und sie auf bestimmte Verhaltensweisen hingewiesen.*
Ich: *Also das was bei Ihnen abgeht ist doch echt hinterpfotzig! (ja ich habe diesen Ausdruck wirklich gebraucht, kann man es mir verdenken?) Es stimmt, ich hatte ein Gespräch mit einem der Trainer, aber ich habe selbst um dieses Gespräch gebeten, war das jetzt so falsch???*
Er: *Nein, aber es passt halt eben nicht, und dann ist aufgefallen, dass Sie gleich, nachdem Sie von Zahnarzt kommen ersteinmal Schokolade essen ... Aber sind so Kleinigkeiten, die das Gesamtbild nicht positiv beeinflusst haben.*
Ich: *Seit wann muss ich mich dafür rechtfertigen wann und WAS ich esse??? In welchem Gesetz steht, dass ich den nach einem Zahnarztbesuch den ganzen Tag in der Öffentlichkeit nichts essen darf? Wäre es Ihnen lieber gewesen, wenn ich vom Stuhl gekippt wär? Außerdem war das in der Mittagspause, also zwei Stunden später, da durfte ich laut Zahnarzt auch wieder essen, wollen Sie selber dort nachfragen???*
Er: *Naja, ich sagte ja das waren nur Kleinigkeiten (damit hat er in meinen Augen zugegeben, dass er bei mir gezielt nach "Kleinigkeiten" gesucht hat, um die Abmeldung zu begründen) Unsere Entscheidung steht fest, wir haben ja nun auch die 2. Woche in Sie investiert, und Sie müssen das auch verstehen, dass wir nicht umsonst investieren, wenn klar ist, dass es einfach nicht passt.*
Ich: *Komisch, dass die Fachtrainer erst was anderes gesagt haben.*
Er: *Aber Sie müssen auch unsere Seite verstehen ... blubber .... *
Ich: *ja, schönen Tag und Tschüß!*

Der arrogante Tonfall und die Wortwahl von dem Tyopen waren einfach nur dreist. Er in dem ganzen Gespräch das Thema schön ausgespart, warum er sowas eine Nachricht rausgeschickt hat und soweit ich weiß, hat er es auch nicht von sich aus bei meiner Zeitfirma richtig gestellt, dass ich mich ordnungsgemäß morgens abgemeldet und später dann noch nachgekommen bin. Ich habe das ganze dann bei meiner Zeitarbeitsfirma richtig gestellt. Meine zuständige Disponentin war ebenso sprachlos wie ich, ihre Augen sind vor Entsetzen immer größer geworden. Ich habe dort auch angekündigt, dass ich diese 4,5 Stunden definitiv einfordern werde, egal was der Einsatzbetrieb behauptet, denn die versuchen ja mit dieser Aussage, diese Stunden zu unterschlagen. Nunja, aber das regelt dann die Zeitfirma mit dem Verein, Gott sei Dank.

Aufgrund der Tatsache, dass Ich das erste Halbjahr ja noch selbst dort angestellt war, und wie man mir damals begegnet ist, ist mir nun bewusst, dass es immer noch schlimmer geht. Heutzutage ist jedes Mittel recht, um Mitarbeiter loszuwerden, bei denen anscheinend die Nase nicht passt, und sei es durch falsche Behauptungen und damit einhergehend auch Rufschädigung.
Ich habe ja nun wirklich einige Firmen durch, und auch schon viele Vorgesetzte gehabt, die mehr oder weniger soziale Kompetenz aufwiesen. Aber solche Methoden der, ich nenne es mal *Mitarbeiterentledigung*, sind mir noch nirgends untergekommen. Verleumdung bei außenstehenden Personalentleihern ... dafür habe ich einfach keine Worte mehr.
Man kann sich vorstellen, dass ich dagestanden habe wie der größte Depp. Meine Zeitfirma war aber wirklich noch so korrekt, und mir die Möglichkeit der Stellungnahme gegeben, bevor die die Kündigung rausknallen. Wobei eine Stellungnahme aus meiner Sicht nicht nötig gewesen wäre, denn ich bin der meinung ich habe alles richtig gemacht, oder?(
Vorsorglich hatten die aber schon die Kündigung zur Unterschrift ausgestellt, aufgrund dieser Behauptungen. Diesen schwarzen Peter habe ich wieder an den Einsatzbetrieb abgeben können, denn das war wirklich ungerechtfertigt. Und die Vorsorgliche Kündigung wurde geschreddert.
Ich habe Auch mit meiner Gewerkschaft darüber gesprochen, aber arbeitsrechtliche Schritte hätten nur Sinn, wenn ich mit dem Call-Center in einem direkten Arbeitsverhältnis gestanden hätte, was aber nicht der Fall war. Mir bleibt irgendwo nur der Weg, andere Leute darauf hinzuweisen, dass dort in großem Stil Menschen verarscht werden (sry für den Ausdruck, aber anders kann man es einfach nicht mehr bezeichnen).

Ich habe dann noch für einen Tag, also Freitag, einen kurzfristigen Einsatz als Lagerhilfe bekommen, aber dort werden in der nächsten Zeit leider keine weiteren Leute gebraucht. Also habe ich am Freitag nach Feierabend dann doch die Kündigung bekommen, diesmal aber korrekt mit der Begründung wegen fehlender Einsatzmöglichkeiten. Damit kann ich am Ende leben, aber nichtsdestrotrotz war der Ausgangspunkt dieser Misere mal wieder das Call-Center, welches mittlerweile in meinen Augen auch zu kriminellen Mitteln greift. So wird man heutzutage wirkungsvoll dauerhaft bestimmte Personen los, vor allem Zeitarbeiter (mit denen kann man es anscheinend machen), denn ich werde nie wieder einen Fuß dort reinsetzen. geschrieben am 28.10.2012 von Morrigan

Schlagwörter

arbeit, reales leben, ungerechtigkeit

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Kommentare von anderen Usern

Avatar humtydumpty schrieb am 29.10.2012 folgenden Kommentar:
leider geht sowas in einigen firmen ab mit fälschlichen behauptungen als wenn unterbezahlte meist befristete verhältnisse nich schon genug wären das zeigt mal wieder das solche firmen in der lage sind einen derbe zu verarschen

Avatar karina1308 schrieb am 28.10.2012 folgenden Kommentar:
Das ist wirklich schon heftig, was die Zeitarbeitsfirma sich da geleistet hat.
Du scheinst irgenwie Pech mit Deinen Arbeitgebern zu haben. Ich hoffe, Du findest bald wieder etwas Neues. LG karina

Avatar Morrigan schrieb am 28.10.2012 folgenden Kommentar:
ich habe mir in den zwei Wochen kein Zeitkonto aufbauen, was groß genug, war um diese Zeiten zu überbrücken, von daher gings nicht anders, da kann ich auch die Zeitarbeitsfirma verstehen, die können mich ja nicht für nichts bezahlen, wie weit hätte ich denn ins Minus gehen sollen mit dem Zeitkonto?

Avatar Masmiie schrieb am 28.10.2012 folgenden Kommentar:
Kündigung wegen mangelnder Einsatzmöglichkeiten? Mein Mann hat dreieinhalb Jahre lang in der zeitarbeit gearbeitet und wenn kein einsatz verfügbar war, durfte er halt zuhaause bleiben, während die Firma was suchte. Das ist nämlich mit Zeitarbeit gemeint. Bei ihm wars so, dass 35 Stunden die Woche bezahlt wurden, bei dene Firmen aber meist mehr anfielen, bis zu 41 Stunden durfte er, so war dann auch immer was übrig. Ne Zeitarbeitsfirma, die Mitarbeiter nur für bestimmte Einsätze einstellt und danach feuert, hat nicht verstanden, was Zeitarbeit ist - da fängt nämlich die Zeitarbeitsfirma die mauen Zeiten auf.

Avatar mike1 schrieb am 28.10.2012 folgenden Kommentar:
leider ist der Arbeitsmarkt in der heutigen Zeit schlimmer als ein Schlachtplatz wie in den Kreuzzügen, da es genügend gibt welche einen Job suchen.

Somit haben die Arbeitgeber heute vor nichts Skrupel, bzw brauchen auch keinerlei Rücksicht nehmen selbst von Gesetzesseite ist da nichts wo sie gegen verstoßen insbesondere nicht in der Probezeit.

Vor knapp 13 Jahren wurde ich trotzdem ich wegen einer Blutvergiftung wo ich nur auf Grund einer Not-OP noch am Leben bin, gekündigt, sicher ich bekam vor dem Arbeitsgericht ja Recht und eine Abfindung, aber ich war erstmal wieder Arbeitslos.....

Avatar sanders schrieb am 28.10.2012 folgenden Kommentar:
Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Mir fehlen einfach die Worte.

Allerdings würde es auch nichts bringen, die Kündigung beim Arbeitsgericht anzufechten. Eine Abfindung würde es nach 2 Wochen noch nicht geben. Und selbst, wenn das Gericht entscheiden würde, dass die Kündigung nicht wirksam ist, wäre das Vertrauensverhältnis zerrüttet und ein gute Zusammenarbeit nicht möglich.

Avatar Zauberpony1982 schrieb am 28.10.2012 folgenden Kommentar:
heftig... sowas geht doch nicht.....die kündigung beim arbeitsgericht anfechten..kann doch nicht sein, dass die damit durchkommen