Dec
05

Der Kunde ist König


Irgendwo im Niemandsland, lebte die kleine Karla. Sie war erst sechs Jahre alt, ein sehr aufgewecktes Mädchen und wohnte mit ihrer Familie in einem Hochhaus. Ihre Freundin Lisa war schon sieben Jahre alt. Beide trafen sich oft zum spielen. Lisa hatte einen großen Kaufmannsladen. Wo die Mädchen immer einkaufen spielten. Während Lisa Verkäuferin spielte, war Karla immer diejenige die einkaufen kam. Es macht ihr sehr viel Spaß all die schönen Dinge zu kaufen und mit Spielgeld zu bezahlen.

Eines Tages, Karla spielte in ihrem Zimmer, kam ihre Mama herein. „Karla sieh mal was ich hier hab.“ Karla sah auf einen Zettel, auf dem ein Brot, ein Stück Butter und Milch gemalt waren. Sie konnte ja noch nicht lesen. „Was ist das Mama?“ wollte Karla wissen.

„Ich habe Dir einen Einkaufszettel gemalt. Und hier habe ich noch ein wenig Geld. Traust du es dir zu, kurz in den Konsum vorn an der Ecke zu gehen und dieses Sachen ein zu kaufen?“ Karla sah ihre Mama mit großen Augen an. „Was ich? Und ganz alleine? Meinst du, dass ich das schaffe?“ Ihr war nicht sehr wohl dabei. Noch nie war sie ganz alleine einkaufen.

„Das schaffst du schon. Achte nur auf den Weg, damit du dich nicht verläufst. Und pass gut auf das Geld auf. Und nun geh.“ sprach ihre Mama.

Karla war sich sehr unsicher, ob sie es schaffen konnte, zog sich dennoch ihre Jacke und Schuhe an und ging los. Auf dem Weg in den Konsum sprach sie leise zu sich selbst: „Achte immer auf den Weg und darauf das du das Geld nicht verlierst.“

Vorm Konsum angekommen, nahm sie all ihren Mut zusammen und ging hinein. Sie nahm sich einen Korb und kramte den Einkaufszettel aus ihrer Jackentasche. „Ich brauche Brot, Butter und Milch. Aber wo soll ich das finden?“ Langsam ging sie durch die Regale. Schon von weitem sah sie all die Brote. Also lief sie auf die Regale zu. Doch da lagen so viele. „Und welches soll ich nun mit bringen?“ murmelte sie vor sich hin.

Karla bemerkte nicht, dass sie von einer Verkäuferin beobachtet wurde. Die trat an Karla heran. „Na kleines Fräulein, kann ich dir vielleicht helfen?“ Karla erschrak und stammelt „Ich, ich soll ein Brot kaufen. Ich weiß aber nicht welches sich nehmen soll.“ Und damit hielt Karla ihren Einkaufszettel hin. „Na lass mich mal sehen, was du so brauchst. Ich werde Dir helfen.“ „Das sind aber schöne Bilder. Hat die deine Mama gemalt? Wie alt bist du denn?“ Ich bin 6 Jahre alt.“ sprach Karla. „Und nächstes Jahr komme ich in die Schule.“

Die Verkäuferin sah Karla an.“ Wenn du schon 6 Jahre bist, kann man schon mal alleine einkaufen. Aber nun lass uns alles was du brauchst in deinen Einkaufskorb legen. Am besten nimmst du das Brot hier. Das ist besonders lecker.“

Karla strahlte sie an und während sie den Rest in den Korb legten, wollte Karla so einiges wissen. „Was macht man so als Verkäuferin?“ Diese erklärte Karla alles, was eine Verkäuferin zu tun hat. Karla hörte ihr aufmerksam zu und bemerkte gar nicht, dass sie längst an der Kasse stand. „Kleines Fräulein, sag mir noch kurz, wie heißt du eigentlich?“ Und während Karla Brot, Milch und Butter auf das Kassenband legte antwortete sie: Karla heiße ich. Karla. Und vielen Dank, dass sie mir geholfen haben.“

Nachdem Karla bezahlt hatte eilte sie schnell nach Hause. „Mama da schau. Ich habe alles bekommen. Und Geld habe ich auch noch übrig.“ Damit übergab sie beides ihrer Mama und wollte schon wieder in ihrem Zimmer verschwinden, als die Mama rief: Halt Karla. Das hast du wirklich toll gemacht. Und wenn du magst, kannst du auch gerne wieder einmal einkaufen gehen.“ „Au ja“ freute sich Karla und verschwand in ihrem Zimmer. Sie war sehr stolz, dass sie das geschafft hatte.

Die Zeit verging. Karla, die immer wieder in den Konsum einkaufen ging und die nette Verkäuferin traf, hatte so gar keine Scheu mehr. Sie kannte sich inzwischen sehr gut in diesem Konsum aus, sodass sie auch alles selbstständig fand.

Es war inzwischen kurz vor Weihnachten. Überall standen Pfefferkuchen, Kekse und Stollen zwischen den Regalen.

Karla überlegte: „Ob ich meinen Eltern ein Weihnachtsgeschenk bastel? Und ihnen von meinem Taschengeld etwas Süßes kaufe? Aber wie soll ich hier weg kommen, ohne das meine Eltern dies merken?“ Plötzlich hatte Karla eine Idee. „Ich werde Bilder malen. Und wenn ich diese fertig gemalt habe, dann geh ich süßes kaufen.“

Und damit verschwand Karla wie jeden Tag in ihrem Zimmer. Sie war so im malen vertieft, dass sie gar nicht bemerkte wie ihr Vater ins Zimmer kam. „Karla kommst du bitte, wir wollen essen.“ Das Mädchen erschrak und versteckte das Bild was sie begonnen hatte schnell unter ihrem Zeichenblock. „Was machst du da?“ wollte ihr Vater wissen. Karla grinste nur: „Ach nix Papa, komm lass uns essen gehen.“ Noch am Tisch grinste Karla in sich hinein. „Frau unser Kind hat Geheimnisse!“ „So, hat sie das? Es ist kurz vor Weihnachten. Vielleicht bastelt sie ja etwas für Lisa.“

„Genau Mama, ich möchte Lisa etwas zu Weihnachten schenken. Sie ist schließlich meine Freundin.“ und damit grinste Karla erneut. Nach dem Essen verschwand Karla sofort wieder. Sie wollte unbedingt die Bilder fertig malen.

Am nächsten Tag ging Karla zu Lisa. „Lisa, Lisa du musst mir helfen. Ich habe einen Plan.“ Lisa sah Karla mit großen Augen an. „Was bist du denn so aufgeregt und was genau ist dein Plan?“ Karla erzählt ihr, dass sie ihren Eltern ein Weihnachtsgeschenk basteln wollte und Süßen kaufen will. „Ich komm doch aber nicht in den Konsum, wenn meine Mama das nicht weiß. Könnten wir vielleicht zusammen Süßigkeiten kaufen gehen? Und ich sage meiner Mama das ich bei dir bin? Das wäre ja nicht gelogen, wenn wir zusammen sind.“

Lisa, der das nicht ganz geheuer war, sprach dies mit ihrer Mutter ab. „Gut, wann wollt ihr gehen?“ sprach diese. Karla und Lisa sprachen gleichzeitig: „Morgen!“

Als Karla wieder nach Hause kam, war es schon ziemlich spät. „Mama, ich bin so müde. Ich glaube ich gehe in Bett.“ Die Mutter war verwundert, dass Karla freiwillig ins Bett ging. „Gute Nacht Karla.“ „Gute Nacht Mama.“

Doch Karla war gar nicht wirklich müde. Sie wollte ja noch ihr Sparschwein öffnen um nach zu sehen wie viel Geld sie hatte. Das tat sie auch und versteckte das ganze Geld unter ihrem Kopfkissen.
Am nächsten Morgen war Karla schon früh auf den Beinen. Sie nahm das Geld unter dem Kopfkissen hervor und steckte es in ihre Hosentasche. Die Bilder hatte sie längst versteckt. Und dann war es soweit. „Mama, ich geh zu Lisa spielen.“ Und damit war sie verschwunden, eh ihre Mutter überhaupt etwas sagen konnte.

Lisa wartete schon vor dem Haus. „Los Karla, machen wir schnell. Damit uns keiner erwischt. Meine Mama weiß ja Bescheid.“ Und damit rannten sie los. Und kamen erst kurz vor dem Konsum zum stehen.

Als sie in den Konsum kamen, war es dort sehr laut. Ein älterer Herr war damit beschäftigt eine Verkäuferin zu beschimpfen. Als die Mädchen um die Ecke kamen erkannte Karla die Verkäuferin, die ihr immer geholfen hatte. Wie angewurzelt blieb sie stehen. „Lisa, die Frau da, die hilft mir immer beim Einkaufen. Wieso ist der Mann so gemein zu ihr?“ „Wer weiß was er hat. Vielleicht hat er schlechte Laune.“

Die Mädchen beobachteten das Ganze, bis der Mann weiter zog. Als er weg war, rannte Karla zu der Verkäuferin. „Warum war der Mann so gemein? Und hat so geschimpft. Und warum warst du trotzdem so nett zu ihm?“

Die Verkäuferin sah Karla an. „Karla ich bin eine Verkäuferin. Und alle Menschen, die hier zum einkaufen kommen, sind meine Kunden. Kennst Du das Sprichwort – Der Kunde ist König - ? “ Karla überlegte: „Ja das hab ich schon einmal gehört. Aber was bedeutet das genau?“

„Nun das bedeutet, dass ich als Verkäuferin meine Kunden behandeln sollte, als wären sie Könige. Könige behandelt man immer nett und freundlich. Und so ist das mit den Kunden auch. Es ist dabei egal ob es mir gut geht oder nicht. Ich vielleicht auch einmal schlechte Laune habe, weil irgend etwas nicht so ganz funktioniert, wie ich das gerne mag. Oder mich Kunden auch mal unfair behandeln. Ich sollte mich immer bemühen, nett und freundlich zu sein. Und auf die Kunden ein gehen.“

Lisa und Karla sahen die Verkäuferin an. „Und das kannst du?“ „Klar kann ich das!“ sprach diese. Wenn ich das nicht tue, laufen uns ja die Kunden davon. Also bin ich immer nett und helfen allen Kunden. Egal wie es mir geht. Oder auch wenn sie mal schlechte Laune haben, wie der Mann eben. Er meint es sicher nicht böse. Der Kunde ist eben König!“

Die Mädchen waren total begeistert und plötzlich fiel ihnen ein, warum sie eigentlich in den Konsum gegangen waren. „Karla, wird wollten doch Süßes kaufen. Für deine Eltern!“ Schnell liefen sie los und besorgten Pfefferkuchen und Schokolade. Karla nahm noch eine Schokolade mehr mit. Und als sie bezahlten hatten sprach sie zu Lisa: „Hier die Schokolade ist für dich. Weil du mir geholfen hast.“ Lisa bedankte sich und die Mädchen gingen nach Hause.

Karla konnte das Weihnachtsfest kaum erwarten. Es war das erste mal, dass sie ein Geschenk für ihre Eltern hatte. Und dann war es endlich soweit. Karla ging mit den Geschenken zu ihren Eltern und strahlte. Diese waren sichtlich überrascht. :“Ein Geschenk? Für uns?“ sprach der Vater. „Ja Papa und … aber packt doch erst einmal aus.“

Das taten die Eltern dann auch. „Wann hast du denn die Süßigkeiten gekauft?“ wollte die Mutter wissen. Karla erzählt die Geschichte. Von der Verkäuferin, die ihr immer geholfen hatte und das Lisa sie begleitet hat. „Und später, wenn ich groß bin Mama. Da werde ich auch Verkäuferin. Und wenn ihr bei mir einkaufen kommt. Dann seid ihr mein König und meine Königin. Und ich werde immer nett zu euch sein und mich um euch kümmern. Weil der Kunde immer König ist.“ geschrieben am 05.12.2021 von FaultierDE

Schlagwörter

weihnachten, geschichte, kunde, könig

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Kommentare von anderen Usern

Avatar Picard schrieb am 23.09.2022 folgenden Kommentar:
Eine Sehr Schöne Geschichte. Vorfreude auf Weihnachten.

Avatar Masmiie schrieb am 05.12.2021 folgenden Kommentar:
niedlich, die Kleine. Und ja, es ist gar nicht so einfach, größer zu werden und den nächsten Schritt zu tun.
Komisch übrigens, ich hab zwar Konsum gelesen, mir dabei aber immer den Komet meiner kindheit vorgestellt ;)