Dec
19

Bitcoin - ein großer Irrtum?


Zugegeben, die Titelzeile ist eine Provokation. Ich möchte einfach nur meine Erfahrungen mit dieser Crypto-"Währung" weitergeben.

Entstanden ist der Bitcoin wahrscheinlich als Experiment, um zu zeigen, was mit cryptografischen Methoden insgesamt möglich sein kann. Ich vermute, dass selbst die Urheber nicht daran glaubten, dass ihr Experiment einen derartigen Erfolg nach sich ziehen würde. Für ein Experiment sprechen folgende Faktoren:
- begrenzte Menge von ca. 21 Millionen Bitcoins
- Bearbeitungsfrequenz von 10 Minuten je neuem Block in der Blockchain
- begrenzte Länge der "Blöcke"
- fehlende "Skalierbarkeit" des Projektes bei wachsenden Anforderungen

Für einen praktischen Einsatz mit vielen Millionen Nutzern weltweit ist das natürlich zu wenig. Angelockt vom hohen "Wert" von 18850 Dollar je Bitcoin wollen immer mehr Nutzer vom vermuteten Kursanstieg profitieren. So kommt es, dass das Bitcoin-Netzwerk derzeit völlig überlastet ist und die Transaktionsgebühren in unfassbare Höhen steigen. Aktuell sind fast 30 Prozent einer Transaktion an Gebühren fällig. Bei 100 Euro Transaktionssumme sind das 30 Euro und mehr.

Völlig unpraktisch wird der Bitcoin, wenn man versucht, ihn im wirklichen Leben einsetzen zu wollen. Es gibt zwar Möglichkeiten, bestimmte Waren und Dienstleistungen in Bitcoin zu bezahlen, aber die sind, zumindest in Deutschland, sehr begrenzt. Der Versuch, Bitcoins in "reales" Geld wie z.B. in Euro umzutauschen, ist dazu noch sehr mühsam. Man braucht einen Account bei bitcoin.de einschließlich zugehöriger Bitcoin-Adresse sowie ein vollständig verifiziertes Girokonto bei der Fidor-Bank. Erst dann kann man Bitcoins "verkaufen".

Der Weg des Umtausches in Euro wäre dann:
- Überweisung der Bitcoins an die Adresse bei bitcoin.de (bitte die Gebühren beachten)
- Teilnahme am Express-Handel bei bitcoin.de
- Überweisung der Euros auf das Fidor-Girokonto.

Dabei gibt es zwei Haken. Erstens sind bei bitcoin.de vollständige Daten zu hinterlegen. Damit sind die Transaktionen nicht mehr anonym und das Finanzamt "hört" mit. Zweitens ist die Fidor-Bank ein relativ kleines Institut, das aktuell mit den vielen Kontoanträgen an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gerät. Die Fidor-Bank ist jedoch meines Wissens die einzige deutsche Bank, die eine direkte Schnittstelle zu bitcoin.de anbietet.

Aus meiner Sicht ist der allergrößte Nachteil, dass der Bitcoin nur gennutzt werden kann, wenn auch das Internet zur Verfügung steht. Ist es das nicht, bin ich nicht zahlungsfähig, wenn ich allein auf Bitcoin oder ähnliche "Währungen" setze.

Wer unbedingt aktuell in Bitcoins einsteigen möchte, sollte nach meiner Erfahrung folgende Schritte gehen:
- Eröfnnung eines Kontos bei der Fidor-Bank mit vollständiger Verifizierung
- Eröffnung eines Accounts bei bitcoin.de incl. der zugehörigen Bitcoin-Adresse. Hier ist ebenfalls eine vollständige Verifizierung erforderlich.
- Nutzung von kostenlosen Faucets wie moonbit.co.in oder freebitco.in, bei denen die zum bitcoin.de-Account gehörende Bitcoin-Adresse eingetragen wird. Damit wird man zwar nicht schnell reich, aber "Kleinvieh macht auch Mist".
- An dieser Stelle soll coinbux.de nicht unerwähnt bleiben, eine Seite, die nur in Crypto-"Währungen" auszahlt.
- geduldig zusehen, wie das Bitcoin-Guthaben wächst und nur "umtauschen", wenn nach Abzug aller Gebühren mindestens 100 Euro auf dem Konto ankommen.

Vollständig abraten möchte ich davon, selbst Bitcoins "schürfen" oder "minen" zu wollen. Dabei ist es egal, ob man sich an einem Mining-Pool beteiligt oder die erforderliche Hardware zu Hause betreibt: Es lohnt sich nicht und man verliert nur Geld. Auch der Betrieb einer "Full-Node" im Bitcoin-Netzwerk lohnt sich nur, wenn er aus "wissenschaftlicher Neugier" erfolgt.

Es gibt Anzeichen, dass das Bitcoin-Netzwerk über kurz oder lang in sich zusammenbrechen könnte. Dann war es wirklich ein Irrtum, in Bitcoins zu investieren. Es lohnt sich auch nicht, nur kleine Summen, faktisch zum "Ausprobieren", zu investieren. Dann lieber die Finger davon lassen. Hoffen wir, dass die dahinterstehende Blockchain-Technologie Bestand haben und unsere digitale Welt zukünftig transparenter wird. Dann wäre es auch zu ertragen, dass der Bitcoin als "Vehikel" zur Demonstration der Technologie irgendwann ausgedient hat.

Zum Abschluss noch eine Warnung: Bitcoins sind, wie alle anderen Crypto-"Währungen" auch, hochspekulativ. Daher niemals Geld einsetzen, dessen vollständigen Verlust ihr nicht "verschmerzen" könnt. Bei Faucets und auch coinbux.de kann man ohne finanziellen Einsatz einsteigen. Es dauert zwar länger, aber ihr verliert dann im Zweifelsfall "nur" Bitcoins und seid vielleicht eine Erfahrung reicher, aber nicht finanziell ärmer. geschrieben am 19.12.2017 von 19matt57

Schlagwörter

bitcoin, internet

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Kommentare von anderen Usern

Avatar Nappsuelze schrieb am 21.12.2017 folgenden Kommentar:
@Senator67: Das sehe ich etwas anders: zum einen bekommen die Miner ja auch die Transaktionsgebühren, werden also nie leer ausgehen, zum anderen ist langfristig auch eine Umstellung auf Proof-of-stake denkbar.
Außerdem sind gerade im Bereich der Cryptowährungen viele Idealisten unterwegs: es gibt momentan über 11000 aktive Nodes im Bitcoin Netzwerk. Diesesind das Rückgrat des Netzwerks verdienen im Gegensatz zu den Minern nichts daran...

Avatar 19matt57 schrieb am 20.12.2017 folgenden Kommentar:
Vielen Dank für die Kommentare und Anregungen. Vielleicht verarbeite ich die in einem zweiten Beitrag, der sich dann ein wenig mehr mit speziellen Problemen befassen dürfte. Es gibt zum Bitcoin eine ganze Reihe von spannenden und interessanten Fragen, denen nachzugehen sich "lohnen" kann.

Mit meinem bescheidenen Wissen und meinen Erfahrungen stehe ich gern zur Verfügung. Vielleicht hilft es ja ...

Avatar Senator67 schrieb am 20.12.2017 folgenden Kommentar:
@hbss Mein Banker würde mir sicherlich abraten und natürlich eines seiner Produkte empfehlen, dafür wird er ja auch bezahlt. Und ja, bei mir funktioniert es sehr gut. Gewinne sind inzwischen 5stellig.

@Nappsuelze Wer wird der Blockchain kostenlos Rechnerkapazität zur Verfügung stellen, wenn es keine Vergütung (sprich Mining) mehr gibt? Spätestens 2140 ist der letzte Block (Nr. 6.929.999) generiert und dann ist Schluss. Aber wie ich schon sagte... ist noch viel Zeit bis dahin und es wird vorher einen neuen starken Altcoin geben der sich als Marktführer herausbilden wird.

Avatar Nappsuelze schrieb am 20.12.2017 folgenden Kommentar:
Frage 1: Wo ist denn jetzt der besagte Irrtum?
Frage 2: "Es gibt Anzeichen, dass das Bitcoin-Netzwerk über kurz oder lang in sich zusammenbrechen könnte." Was sind denn das für Anzeichen? Eine solche Aussage Bedarf schon eines Belegs!

Avatar hbss schrieb am 20.12.2017 folgenden Kommentar:
So gehst Du aber schnell und erfolglos pleite. Ruf lieber mal ECHTEN Banker an und lass Dich beraten. Oder hat es bei Dir so gut geklappt wie bei den anderen?

Avatar Senator67 schrieb am 19.12.2017 folgenden Kommentar:
Auf jeden Fall ein sehr interessanter Beitrag, auch wenn er mir tendenziell zu negativ ist.
Bei den Umtauch in Euro wurde nur ein Bruchteil der Möglichkeiten genannt. Wer z.B. eine XAPO Wallet hat kann seine Bitcoin mit der XAPO-Card an jedem Geldautomanten auszahlen lassen. Ebenfalls gibt es Tauschseiten die problemlos Bitcoins und auch Altcoins umtauchen und auf Bank- oder PayPal Konto auszahlen (z.B. Anycoin Direct).

Auch beim Mining gehen unsere Ansichten auseinander. Klar gibt es da schwarze Schafe bei Mining-Pools, aber auch sehr gute wo man echt Gewinn macht. (z.B. Genesis-Mining). Das minen am PC zu Hause lohnt sich schon lange nicht mehr, es sei denn man hat mehrere Server und muss den Strom nicht zahlen.
Gibt aber da auch etwas neues, ein Mining-Game was ähnlich wie ein Faucet funktioniert und das nicht auf die eigene CPU Last geht.

In einem gebe ich die aber recht, das System wird einmal zusammenbrechen, aber das wird in meinen Augen nicht so schnell eintreten. Viele warten das endlich Gewinnmitnahmen erfolgen um günstig nachzukaufen. Dieses hat man ja im Oktober gesehen. Der Zusammenbruch wird erfolgen wenn das Mining dem Ende zu hingeht, weil dann dem System die Rechenleistung fehlen wird. Da ist aber noch viel Zeit drin und viele werden dann einen Switch auf einen anderen Altcoin vornehmen.

Es gibt inzwischen Proffesoren die einen Kurs von über 180k Euro je Bitcoin im Jahre 2022 für realistisch halten. Das finde ich allerdings für sehr optimistisch, halte aber einen stetigen Wertanstieg die nächsten Jahre auf jeden Fall für sehr wahrscheinlich.

Bevor jemand 20€ für einen Lottoschein ausgibt sind diese in Bitcoins besser angelegt.

Allerdings sollte man sich mit dem Thema beschäftigen oder jemand an der Hand haben der fit in der Materie um Kryptowährungen ist. Als absoluten Neuling rate ich es erst mal mit Faucets oder Surfbar anzufangen und sich jemand zu suchen der einem zur Seite steht.

Auf jeden Fall ein Danke für deinen Blog.

Avatar ladaci schrieb am 19.12.2017 folgenden Kommentar:
Ich persönlich traue dem unnatürlichen Kursanstiegen nicht und warte eigentlich nur darauf, dass einer der ganz Großen Investoren verkauft um Gewinn mitzunehmen und die graue Masse den Kurssturz als Warnzeichen sieht und ebenfalls verkauft, was dann den Verfall des "Wertes" zur Folge hat.
Interessante Fakten waren in deinem Blog, die ich sonst noch nie gelesen habe. Danke dafür!

Avatar jeska68 schrieb am 19.12.2017 folgenden Kommentar:
Habe schon viel darüber gelesen, für mich ist das ein versteckes Schneeballsystem.