Oct
14

Abendliche Heiserkeit


Zur Zeit bin ich froh, dass mein Mann abends sehr früh schlafen geht. So muß ich abends nicht mehr mit ihm sprechen. Mein, ich bin nicht böse mit ihm, nur bin ich zur Zeit jeden Abend heiser. Und dagegen hilft nur eines - eine Weile nichts mehr sagen. Zum Glück muß man in der SB nicht die Stimme gebrauchen.

Für uns ist das Vorlesen immer noch sehr wichtig. Meine Kinder sind sechs und (im November) neun und können beide bereits selbst sehr gut lesen. Beide schlafen auch meist mit einem Buch in der Hand ein, welches ich ihnen dann irgendwann nachts aus den Fingern ziehe.

Das ändert aber nichts daran, dass das Vorlesen ein wichtiges Detail des Einschlafrituals ist. Und das Vorlesen ist meine Sache. Zwar liest auch mein Mann ab und zu vor, dann aber kleine Büchlein, die mit einem Abend auch durch sind, wie z.B. Akkuratus. Für längere Geschichten bin immer ich zuständig.

Zur Zeit ist Kalle Wirsch dran. Vielleicht kennt der eine oder andere die Geschichte aus der Augsburger Puppenkiste - ich habe sie über das Buch kennengelernt und liebe den kleinen Erdmännchenkönig noch heute. Und meine Kinder sind ebenso begeistert.

Linguistisch gesehen ist dieses Buch aber sehr anspruchsvoll. Da ist Jenny, die mit hoher, kindlicher Stimme spricht und Max, der sich ruhiger, tiefer und mit jungenhaftem Klang artikuliert. Und natürlich kalle Wirsch selbst, der ein wenig rauh spricht, aber tiefer als die Kinder, da er ja erwachsen ist. Nur wenn er sein "hiiiiii-käckäckäck!" schimpft, steigt seine Stimme in höhere Lagen und überschlägt sich zeitweise sogar. Später - aber soweit sind wir noch nicht - wird die zischelnde Fledermaus Tutulla dazukommen. Ganz davon abgesehen, dass noch etliche Nebenfiguren auftauchen, die ja jeder eine eigene Stimme haben müssen.

Dann haben wir noch die ungewöhnlichen Begleitumstände. Einmal steckt Kalle Wirsch in einer Gartenzwerghülle und spricht dumpf und undeutlich (das habe ich erreicht, indem ich Zeige- und Ringfinger auf die Lippen legte, den Mittelfinger vor den Mund). Mehrmals hallen seine Worte von einer Wasserfläche oder einer Höhlenwand ab. Vor allem aber ist der kleine Wirschenkönig ein temperamentvolles, sprunghaftes Wesen, einmal meckert er über alles, was mit Menschen zu tun hat, einmal jammert er mitleidheischend herum, zeiweise ist er ganz der würdevolle kleien König, dann wieder beruhigt er die Kinder oder erklärt ihnen ganz freundlich, warum es im Erdinneren so heiß ist. Und alles muss natürlich wiedergegeben werden.

Wieso ich mir das antue? Weil die Kinder sich halb kaputtlachen über die Stimmen und auch immer gleich erkennen, wer jeweils spricht - auch wenn nicht dauernd "sagte er, sagte sie" kommt. Vor allem aber auch, weil es mir selber Spaß macht.

Und die abendliche Heiserkeit ist ja morgens auch wieder vorbei. geschrieben am 14.10.2012 von Masmiie

Schlagwörter

stimmen, sprechen, heiser, kalle wirsch

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