Feb
25

Mein schönster Urlaub - ungeplant


Mein schönster Urlaub war nicht als Urlaub gedacht.
Nach 4 Jahren Bundeswehr wurde ich wieder ins Zivilleben entlassen. Nahm mir ein Zimmer im Olympiahotel in Kiel, übergangsweise gedacht. Ging wieder in meinen alten Beruf als Fleischer. Kam aber irgendwie nicht zurecht mit meinem Leben. Weg von den Freunden und Liebeskummer hatte ich auch. Also beschloss ich, nur weg von hier.
Ich wollte aussteigen und im Amazonasgebiet unter den Indianern leben. Weg von Geld und Zivilisation. Ich flog also nach Brasilien, Rio de Janeiro. Das dort gerade Karneval war wusste ich nicht. Am Flughafen wurde ich sofort in Deutsch begrüßt von einem Taxifahrer der dort auf Fahrgäste gewartet hatte.
Er fragte : „Woher kommst du, Ost oder West.“ Ich erklärte ihm das ich aus Westdeutschland komme. „Heil Hitler“ war das was er sagte.
Er sollte mich zu einem Hotel fahren. Machte er auch, an die Copacabana.
Der dort stehende Portier sagte mir das ein Zimmer mindestens 300,- DM kosten würde. Das war mir zu viel und er gab eine Adresse etwa 1500 m entfernt im Stadtinnern. Dort kostete das Zimmer 30,- DM.Ich mietete mich ein.
Am nächsten Tag ging ich zum Regionalflughafen und fragte nach einem Flug nach Manaus, die Stadt liegt mitten im Amazonas. Dort erfuhr ich das ein Flug mein zur Verfügung stehendes Budget überschreiten würde.
Ich machte dann einige Besorgungen. Kaufte mir ein Jagdmesser, eine Machete, ein 20 m langes Seil und eine detaillierte große Karte von Brasilien. Dachte, gehst eben zu Fuß dahin. Wollte Jagen oder Schweine oder Rinder von der Weide schlachten.
Im Hotel angekommen sah ich mir die Karte an und zu meinem Schrecken stellte ich fest das es so alle 20 – 30 km eine Ortschaft gab auf dem Wege dort hin. Man hätte mich also sehr schnell aufgegriffen weil Verstecken ist da nicht mehr.
Von dem Moment an wusste ich das ich nicht mehr von Rio wegkam und sah den Trip als Urlaub an.
Dann habe ich mir die Stadt mit allen Sehenswürdigkeiten angeschaut. Habe mit den Leuten gesprochen, Favelas besucht ohne Geld in den Taschen mitzuführen. In Rio sprechen die Leute Deutsch so wie hier bei uns Englisch. Quasi dritte Landessprache.
Ich habe in 14 Tagen 8 Heiratsanträge bekommen und habe auch die holde Weiblichkeit genossen.
Den Karneval hab ich dann auch mitgemacht. Täglich mehrere Umzüge in der Stadt, manchmal einer in der Straße und einer in der nächsten Straße.
Gegessen und getrunken hab ich in einer kleinen Bar direkt am Hotel. Mittag – und Abendessen mit 2 Dosen Bier dabei kosteten damals 80 Pfennige umgerechnet. Sie verdienten 40 DM als Monatslohn in einer Schuhfabrik.
Die Menschen dort sind warmherzig und aufgeschlossen. Sie Lachen viel auch wenn sie nicht viel haben.
Natürlich gabs auch unangenehmes. 137 Morde in der Zeit wo ich da war. Einer bei mir im Hotel. Ich kam an und sah die Polizei vorm Hotel. Ging gegenüber in ein Café und schaute raus. Ganz anders als bei uns. 2 Polizisten zogen an den Beinen einen Mann die Treppe runter. Der Kopf fiel von Stufe zu Stufe und unten erst legten sie ihn in einen Zinksarg. Auch liefen die Streifenpolizisten wie früher im Wilden Westen durch die Straßen mit Revolvern im Revolvergurt. Einmal einen VW Käfer an einer Straßenlaterne angekettet. Hatte wohl einen Unfall und der Fahrer ist geflüchtet. Er war noch 4 Tage später an der Stelle.
Mein Geld war ja aufgebraucht also schrieb ich ein Telegramm nach Hause und ließ mir 2000,- DM überweisen für den Rückflug. So kostete mich der Urlaub mehr als 5000,- DM
Das Negative mal ausgeklammert war es der schönste Urlaub den ich hatte. Wollte immer mal wieder hin.
In Deutschland wieder angekommen fand ich Deutschland als ziemlich kalt. Hier geht man auf einem Bürgersteig aneinander vorbei und keiner sagt was. Dort wird über eine 4-spurige Straße gewunken und geschreit wegen dem Verkehr. Jeder wird gegrüßt und angesprochen. geschrieben am 25.02.2017 von Indianerle

Schlagwörter

urlaub, rio

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Kommentare von anderen Usern

Avatar luckie schrieb am 29.03.2017 folgenden Kommentar:
du hast etwas erlebt,was dir niemand nehmen kann.die eindrücke,die bilder.

Avatar karli schrieb am 28.03.2017 folgenden Kommentar:
Wunderbare Impressionen. Danke.