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Asozial - gut verpackt


Sozial bedeutet im eigentlichen Sinne, einer Gemeinschaft anzugehören und sich ihr einzufügen. Die Regeln beachten, aber auch in der Lage zu sein, sie im Einzelfall in Frage zu stellen. Sich als Teil einer Gruppe zu verstehen und doch seinen Individualismus zu behalten. Sich in andere einfühlen zu können, sie zu verstehen, ohne sich gleich jede Meinung anderer zu eigen zu machen.

Ein asozialer Mensch kann das nicht. Er ist nicht in der Lage, sich den Gegebenheiten unterzuordnen und sich in gewissem Umfang anzupassen. Und in der Regel bemüht er sich auch gar nicht darum. Asozial ist nicht gleichbedeutend mit antisozial – das ist jemand, der eine Gemeinschaft schädigt oder sie sogar zerstört. Die Übergänge sind jedoch fließend – leider.

Unter asozial wird häufig „einer Randgruppe angehörend“ verstanden. Das ist jedoch falsch. Denn erstens wäre das wieder eine Gruppe – asoziale Menschen jedoch können nicht einmal mit Gleichdenkenden eine Gruppe bilden. Auch hier müßten sie sich ja anpassen. Asoziale Menschen sind Ausgegrenzte, sowohl aus der Gemeinschaft als auch bei anderen unsozialen Menschen. Durch ihr Verhalten grenzen sie sich oft selbst aus und Gruppen, die das bemerken, ziehen sich von ihnen zurück und lassen sie alleine stehen.

Zudem bewegen sich asoziale Menschen zunehmend weniger am Rande der Gemeinschaft. Die meisten gehen direkt in die Mitte und beginnen damit, andere auszugrenzen. Das ist eine einfache, sehr perfide Art, um nicht selbst ausgeschlossen zu werden. Diese Menschen stellen eigene Regeln auf, ohne sich mit der Gemeinschaft abzustimmen und gehen dann auf jeden los, der diesen Regeln nicht entspricht. Prompt finden sich dann andere, die sich aus Angst, selbst angegriffen zu werden, zu ihnen gesellen und ebenfalls mit Ausgrenzungen beginnen.

Eigentlich ist es leicht, solche asozialen Menschen zu erkennen. Ihre Forderungen, wie man zu sein hat, sind in der Regel unsinnig oder völlig überzogen und vor allem ohne Toleranzen. Die Ausgrenzungen geschehen nicht über Nicht-beachten und Ignorieren, sondern über Schmähungen, Allgemeinplätze und Unterstellungen. Und ihre Argumente entbehren meist jeglicher Logik, Tatsachen werden verdreht oder frei erfunden.

Sozial denkende Menschen sind in der Lage, andere zu erkennen, die sich nicht in die Gemeinschaft einfügen wollen oder nicht dazupassen. Sie sind aber auch imstande, andere Menschen, die nur in einem Punkt nicht den Regeln entsprechen, trotzdem als zugehörig zu akzeptieren. Auch können sie Menschen akzeptieren, die anders denken als sie selbst, andere Interessen haben, sich anders verhalten, solange sich diese anderen Menschen nicht gegen die Gemeinschaft wenden.

Sozialen Menschen ist aber auch die Angst gemein, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden.Darum lassen sie sich zu leicht täuschen. Von eben jenen Asozialen, die, um nicht selbst beschuldigt zu werden, willkürlich andere als asozial und sogar antisozial bezeichnen. Keine Gemeinschaft möchte Mitglieder haben, welche die Gemeinschaft zerstören können, also fallen immer wieder soziale Menschen darauf herein und lassen sich zu Hetze und Hexenjagd verführen. Ohne zu merken, dass der eigentliche Schädling derjenige ist, der sie dazu angestiftet hat.

Auch hier bei Primus habe ich dieses Verhalten schon ein paarmal beobachtet. Denn auch Primus ist eine Gemeinschaft – aus Usern, die verschiedene Interessen haben, aus unterschiedlichen Gründen sich angemeldet haben, andere Hintergründe, Ansichten und Denkweisen haben. Gleich ist ihnen – den meisten – der Wunsch, sich in einer Gemeinschaft zu bewegen, ein „Miteinander“ zu erleben. Ob man nun spielt, chattet, sich in Foren austauscht, Fotos oder Blogs postet oder kommentiert ….

Und dann gibt es die anderen, die nicht sozialen Mitglieder. Diejenigen stürzen sich auf Einzelne und beschuldigen diese, die Gemeinschaft zu stören. In der Regel dienen dazu die Themen in der Chatbox und im Forum. Der Grundvorwurf ist immer der gleiche – die Themen sind zu oberflächlich und zuwenig von allgemeinem Interesse. Würden jene User, die diese Themen aufbringen, nicht mehr da sein, dann würden mehr neue Mitglieder kommen, sich weniger alte abmelden und – selbstverständlich – der Mensch, der ja nicht meckern will, sondern sich nur um die Gemeinschaft „sorgt“, würde selbst ja auch aktiver sein. Dass ihm diese Möglichkeit die ganze Zeit offenstand, übersieht er dabei großzügig.

Seine Kritik ist ja nur der Sorge geschuldet, was hier den Mitgliedern zugemutet wird. Da er sich in keine Gruppe einfügen kann, erfindet er einfach eine Gruppe, in deren Namen er spricht. Er unterstellt all jenen, die sich kaum oder nie zu Wort melden, seine eigene Denkart und spricht für diejenigen, die sich seiner Meinung nach nicht trauen, selbst zu kritisieren. Dass jene Menschen nur schweigen, weil sie keinen Grund zur Kritik sehen, kommt ihm gar nicht in den Sinn. Er schwingt sich zum Wortführer auf und fragt die aktiven User, wie sie ihre Gegenwart, ihre Themen, ihre Worte den anderen zumuten können, die evtl an dem einen oder anderen Thema nicht interessiert sind. Schließlich ist das hier ein öffentlicher Raum – ob er wohl auch diesen Usern verbieten würde, ihre Häuser zu verlassen, damit sie ihren Anblick nicht der Allgemeinheit zumuten? Im Endeffekt wäre das nichts anderes.

Und natürlich gibt es auch hier dann wieder User, die dem „besorgten Kritiker“ zustimmen und im Glauben sind, nur so könne man die Gemeinschaft retten. Tatsache ist aber, dass noch keiner der Kritiker bislang selbst „höhere“ Themen aufgebracht hat oder sich auch nur mehr an der Gemeinschaft beteiligt hat. Der angeblich so soziale Retter der Gemeinschaft ist nämlich nur ein gut getarnter asozialer Mensch – er will anderen Regeln und Meinungen aufzwingen, sich aber nicht selbst damit auseinandersetzen. Darum schweigt er – weil er nichts zu sagen hat. Zum Hetzen und Schmähen muss man nicht sozial denken können. Zum Dialog schon.

Hat der Kritiker allerdings sein Ziel erreicht und jemanden vertrieben, dann fühlt er sich wieder im Recht. Denn hat er nicht gesagt, dass die Gemeinschaft hier vor die Hunde geht? Leider hat er den Störenfried halt nicht rechtzeitig vertreiben können. Außerdem gibt es ja noch weitere, die dem asozialen Menschen nicht ins Schema passen. Nämlich alle diejenigen, die das können, was ihm selbst fehlt – kommunizieren, mit anderem im Dialog bleiben, Meinungen austauschen ohne Streit und Zwang. Aber eben diese Fähigkeiten braucht es, um eine Gemeinschaft aufrecht zu erhalten.

Deshalb stelle ich hier und jetzt die Frage: Soll das hier eine Ungemeinschaft von Menschen sein, die alle glauben, als einzige zu wissen, was gut und richtig ist? Die sich in Forum und Chat anschweigen oder Monologe halten, die keiner der anderen jemals liest? Die aneinander vorbeireden, weil keiner in der Lage ist, sich mit den Inhalten der anderen auseinanderzusetzen?

Oder soll das hier eine Gemeinschaft sein? Eine Box, in der über alles und jedes gesprochen werden darf, weil es kein Thema gibt, welches alle User gleich anspricht? Eine Gruppe, in der jeder gleichberechtigt ist und jeder jedes Thema aufwerfen darf, weil es immer jemanden gibt, der sich für das gleiche interessiert? Ein Chat, in dem keiner nur alleine recht haben darf und niemand für eine andere Meinung geschmäht wird?

Wenn ja - warum lassen wir Aktiven uns immer wieder als Asoziale beschimpfen? Und sind froh, wenn es nicht uns, sondern wen anders trifft und halten brav den Mund, um nicht selbst betroffen zu werden? geschrieben am 25.03.2018 von Masmiie

Schlagwörter

gemeinschaft, community, regeln, sozial, asozial, kommunikation

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Kommentare von anderen Usern

Avatar Nugget schrieb am 28.03.2018 folgenden Kommentar:
gut geschrieben Mas :D

Avatar 19matt57 schrieb am 26.03.2018 folgenden Kommentar:
Einfach nur ein toller Beitrag.

Avatar Indianerle schrieb am 26.03.2018 folgenden Kommentar:
vollkommen richtig

Avatar Indianerle schrieb am 26.03.2018 folgenden Kommentar: